Der Gedenktag begann um 14 Uhr am Jahnplatz, wo zahlreiche Bürger*innen gemeinsam der jüdischen Troisdorfer*innen gedachten, die während der NS-Zeit verfolgt und ermordet wurden. Bürgermeister Alexander Biber legte einen Kranz nieder und hielt eine eindringliche Rede, in der er auf die heutige Verantwortung der Gesellschaft hinwies: „Es darf nicht wieder einigen Mutigen überlassen bleiben, Jüdinnen und Juden zu schützen. Das ist unsere aller Aufgabe. “ Biber erinnerte daran, dass der Antisemitismus, der damals in Gewalt und Mord mündete, auch heute wieder spürbar sei und rief dazu auf, sich ihm entschieden entgegenzustellen.
Das Klezmer-Duo „Tangoyim“ begleitete die Kranzniederlegung musikalisch und verlieh der Veranstaltung eine besondere und bewegende Note.
Anschließend setzte sich das Gedenken um 15 Uhr in der Johanneskirche fort. Hier versammelten sich die Teilnehmer*innen zu einer weiteren würdevollen Zeremonie. In ihren Ansprachen wiesen Pfarrer Sebastian Schmidt und Pfarrer Hermann Josef Zeyen auf die Bedeutung der Erinnerung und die Verantwortung hin, die Lehren aus der Geschichte nicht zu vergessen. Während der Gedenkveranstaltung in der Johanneskirche sorgte der Musiker Rainer Weber für die musikalische Umrahmung und spielte mehrmals auf der Bassklarinette. Weber, bekannt für sein virtuoses Spiel und seine Fähigkeit zur freien Improvisation auf der Klarinette, gestaltete musikalische Einlagen, die sich sensibel in den Kontext der Veranstaltung einfügten und dem Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus einen besonderen Ausdruck verliehen.
Nora Weeg hielt einen Vortrag mit dem Titel „Menschliche Lichtblicke in dunkler Zeit: Die Rettungsgeschichte der jüdischen Familie Bernauer“. Darin schilderte sie die Geschichte von Menschen, die trotz der Gefahr unter dem NS-Regime die Familie Bernauer schützten und so ein Zeichen der Menschlichkeit setzten. Dieser Vortrag zeigte eindrücklich, wie wichtig Zivilcourage damals war und wie sie auch heute als Vorbild dient. Die Geschichte der Familie Bernauer ist ein ergreifendes Beispiel dafür, dass selbst in den dunkelsten Zeiten der Mut Einzelner Leben retten kann.
Ein besonderes Projekt wurde ebenfalls vorgestellt: Schüler*innen des Heinrich-Böll-Gymnasiums in Troisdorf-Sieglar planen, zur Erinnerung an die jüdische Familie Meier Stolpersteine zu verlegen. Die Familie Meier, eine von zwei jüdischen Familien in Sieglar während der NS-Zeit, gehörte zur Synagogengemeinde Mondorf. Während die Familie Cahn, die ebenfalls in Sieglar lebte, bereits mit einem Denkmal nahe dem Marktplatz gewürdigt wird, fehlt bislang eine solche Erinnerung an die Familie Meier. Dies soll sich mit dem Stolperstein-Projekt ändern.
Im Rahmen der Veranstaltung stellte die Stadt Troisdorf auch die neue Broschüre „Jüdisches Leben in Troisdorf“ vor, die von Norbert Flörken verfasst wurde. Die 34-seitige Broschüre umfasst Zeitungsausschnitte, Briefe und Bilder, die das Leben der jüdischen Familien in Troisdorf dokumentieren – von den frühen Anfängen über die NS-Zeit bis hin zum heutigen Erinnern. Sie ist kostenlos online auf der städtischen Webseite sowie in der Tourist-Info und im Rathaus erhältlich.
Der Tag des Gedenkens endete um 20 Uhr mit einem Konzert des israelisch-belgischen Jazz-Pianisten Ido Spak und seinem Trio im Kunsthaus Troisdorf. Die musikalische Darbietung schuf eine ruhige und andächtige Atmosphäre, die den Anwesenden die Möglichkeit gab, die Eindrücke des Tages noch einmal nachklingen zu lassen.
Der 9. November in Troisdorf war ein Tag des gemeinsamen Erinnerns und der Mahnung, niemals zu vergessen, was geschehen ist. Bürgermeister Alexander Biber sagte dazu: „Das Gedenken am 9. November ist keine Pflichtaufgabe, sondern ein wichtiger Anlass zur Selbsthinterfragung und Selbstvergewisserung.“