Die befragten Haushalte wurden gebeten, ein Wegeprotokoll an vorgegebenen Berichtstagen anzufertigen. Eine solche Befragung fand zuletzt im Jahr 2016 statt, was einen Vergleich des Mobilitätsverhaltens in den beiden Untersuchungsjahren ermöglichte. Die Haushaltsbefragung nach AGFS-Kriterien[1] untersuchte die Verteilung der zurückgelegten Kilometer nach Verkehrsmittel (Modal Split), die Wegebeziehungen, den innerstädtischen Verkehr (Binnenverkehr), die Wegezwecke, die Nutzungshäufigkeit und die Zufriedenheit mit den Verkehrssystemen.
Die Ergebnisse zeigen, dass 88 % der befragten Personen an einem normalen Werktag ihre Wohnung verlassen, um durchschnittlich 3,6 Wege mit einer Länge von durchschnittlich 8,6 km und einer durchschnittlichen Dauer von 84 Minuten zurückzulegen. Dabei zeigt sich eine steigende Präferenz für nachhaltige Verkehrsmittel wie Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel. Der Fußverkehrsanteil stieg von 17 % im Jahr 2016 auf 23 % im Jahr 2023, während der Anteil der mit dem motorisierten Individualverkehr (MIV) zurückgelegten Wege um 4 % sank. Insbesondere die Anzahl der allein fahrenden Personen im MIV nahm ab, während die Anzahl der Mitfahrer*innen im MIV und der Nutzer*innen des Öffentlichen Verkehrs (ÖV) nahezu konstant blieb. Der Anteil des Radverkehrs blieb im Vergleich zum Jahr 2016 unverändert.
Obwohl das Auto weiterhin das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel ist, besitzen weniger Personen ein Auto als noch 2016. Der Anteil der Haushalte mit mindestens einem Auto sank von 88 % auf 85 %. Dies deutet darauf hin, dass alternative Verkehrsmittel genutzt werden. Maßnahmen wie die Einführung von Carsharing-Angeboten könnten diesen Trend weiter fördern.
Gleichzeitig stieg die Anzahl der Zeitkartenbesitzer*innen für Bus und Bahn (Monats-, Wochenkarte, Semesterticket usw.) von 23 % im Jahr 2016 auf 27 % im Jahr 2023. Insbesondere für Wege außerhalb der Stadtgrenzen, insbesondere nach Köln und Bonn, wurde der ÖV gerne genutzt. Hier lag der Anteil der ÖV-Reisenden bei 32 % bzw. 24 %. Maßnahmen wie die Einführung des "Deutschlandtickets" oder die Einrichtung und Bewerbung von Mobilstationen könnten die Nutzung des ÖPNV positiv beeinflusst haben.
Trotz der insgesamt positiven Entwicklungen ist die Fahrradausstattung der Haushalte von 84 % im Jahr 2016 auf 77 % im Jahr 2023 gesunken. Allerdings ist der Besitz von Elektrofahrrädern von 8 % auf 26 % gestiegen, sodass Elektrofahrräder für etwa 4 % aller Wege genutzt werden. Der Anteil der mit dem Fahrrad zurückgelegten Kilometer blieb bei 17 % konstant. Es kann vermutet werden, dass das Fahrradverleihsystem der Stadt Troisdorf zur Fortbewegung genutzt wurde. Insgesamt zeigt sich jedoch eine positive Steigerung der Nutzung des Umweltverbundes im Vergleich zum Jahr 2016, was darauf hindeutet, dass die Maßnahmen und Mobilitätsangebote der Stadt Troisdorf vermehrt genutzt werden.
Die Befragung untersuchte auch, wie sich das Mobilitätsverhalten mit zunehmender Entfernung veränderte. Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede. Bei Wegen von weniger als 5 km wurden fast zwei Drittel der Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt. Bei Wegen von bis zu 5 km stieg der Anteil des MIV auf 49 %, und ab einer Entfernung von 5 km betrug der Anteil der Autonutzung mehr als zwei Drittel. Dies zeigt ein deutliches Potenzial für eine Verlagerung auf aktivere Verkehrsmittel wie Fahrrad oder Elektrofahrrad. Maßnahmen wie ein dichteres Netz von Fahrradverleihstationen, verbesserte Radwege oder die Einrichtung von Fahrradstraßen könnten dazu beitragen, den Fahrradverkehr in der Innenstadt attraktiver zu gestalten. Eine Verbesserung der Radwege, insbesondere der Radpendlerrouten, könnte auch dazu führen, dass mehr Menschen mit dem Fahrrad über die Stadtgrenzen hinausfahren.
Mit zunehmender Entfernung steigt auch die Nutzung des ÖPNV. Bei einer Strecke von 20 Kilometern und mehr liegt der Anteil des ÖV bei 25 %. Das Fahrrad wird bei dieser Distanz immerhin noch zu 4 % genutzt, was auf eine gestiegene Verwendung von Elektrorädern zurückzuführen sein könnte.
Im innerstädtischen Verkehr macht der ÖV 5 % des sogenannten Binnenverkehrs aus. Dabei zeigen sich Unterschiede, ob die Wege zwischen den Stadtteilen oder innerhalb eines Stadtteils zurückgelegt werden. Innerhalb eines Stadtteils werden 76 % der Wege überwiegend mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt, während der MIV einen Anteil von 23 % hat. Zwischen den Stadtteilen steigt der Anteil des MIV auf 53 %, während der Anteil von Fahrrad und Fußverkehr auf 39 % sinkt. Hier besteht Optimierungspotenzial, insbesondere da anzunehmen ist, dass einige der innerstädtischen Wege in der Freizeitgestaltung und auf dem Arbeitsweg zurückgelegt werden. Die beiden häufigsten Wegezwecke sind Freizeitgestaltung (26 %) und Arbeitsweg (24 %). Der Arbeitsweg wird dabei am häufigsten mit dem Auto zurückgelegt. Betriebliches Mobilitätsmanagement in den Unternehmen in Troisdorf könnte dazu beitragen, den Anteil der Autofahrten auf dem Arbeitsweg zu verringern, z. B. durch Dienstradleasing oder Fahrgemeinschaften. Freizeitwege werden dagegen häufig zu Fuß zurückgelegt.
Neben der Art der Fortbewegung wurde auch die allgemeine Nutzungshäufigkeit der Verkehrsmittel abgefragt. Das Auto ist das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel, das von 82 % der Befragten fast täglich oder an 1-3 Tagen in der Woche genutzt wird. Damit liegt Troisdorf leicht über dem Bundesdurchschnitt, aber knapp unter dem Durchschnitt vergleichbarer Mittelstädte in Stadtregionen.
Die Nutzungshäufigkeit des ÖPNV liegt mit einer fast täglichen Nutzung von 26 % deutlich dahinter. Im Vergleich zu vergleichbaren Mittelstädten in Stadtregionen (19 %) und dem deutschlandweiten Durchschnitt (23 %) liegt Troisdorf jedoch über dem Durchschnitt. Nur etwa 20 % der Personen gaben an, den ÖV nie zu nutzen. Dies zeigt, dass die Bevölkerung den Nahverkehr gelegentlich als Option für ihre Mobilität betrachtet. Auch die fast tägliche (21 %) und wöchentliche Nutzung (23 %) des Fahrrads sowie die Nutzung des Fußwegs (insgesamt 72 %) liegen in Troisdorf über dem deutschlandweiten Durchschnitt und dem Durchschnitt vergleichbarer Mittelstädte in Stadtregionen.
Die befragten Personen wurden gebeten, die Zufriedenheit mit den Verkehrssystemen anhand von Schulnoten zu bewerten. Dabei erhielten der Fuß- und Autoverkehr gute Noten. Die öffentlichen Verkehrsmittel und der Fahrradverkehr erhielten dagegen jeweils eine Durchschnittsnote von 2,7 und schnitten damit etwas schlechter ab. Im Vergleich zu anderen vergleichbaren Mittelstädten in Stadtregionen (Note 2,9) und dem bundesweiten Durchschnitt (Note 3,0) erhielten die öffentlichen Verkehrsmittel jedoch eine bessere Bewertung.
Die zentralen Erkenntnisse der Mobilitätsbefragung 2023 zeigen, dass das Auto weiterhin das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel ist. Dennoch gibt es Anzeichen für Veränderungen, da die Pkw-Ausstattung zurückgeht und der Anteil der aktiven Verkehrsmittel steigt. Die Troisdorfer*innen haben ihr Mobilitätsverhalten in den letzten sieben Jahren umweltbewusster gestaltet, trotz der Corona-Pandemie. Der Fußverkehr ist das wichtigste Verkehrsmittel für Wege innerhalb des Stadtteils, und auch weitere Wege werden zunehmend mit dem Elektrofahrrad zurückgelegt.
Es besteht jedoch noch Potenzial für eine Verlagerung auf aktivere Verkehrsmittel, insbesondere bei kurzen Wegen bis 5 km. Dazu muss die Attraktivität des Fahrradverkehrs gesteigert werden. Dies spiegelt sich in den unveränderten Anteilen am Modal Split im Vergleich zum Jahr 2016 und in der eher schlechten Bewertung des Fahrradverkehrs wider. Maßnahmen wie die Verbesserung der vorhandenen Radwege oder die Einrichtung von Fahrradstraßen könnten hier helfen.
Die Befragung zeigt auch, dass öffentliche Verkehrsmittel für die meisten Personen eine Option für ihre Mobilität darstellen. Nur etwa 20 % der Personen gaben an, den ÖV nie zu nutzen. Die überdurchschnittliche Zufriedenheit mit dem ÖV zeigt sich nicht nur in der guten Bewertung, sondern auch darin, dass der Zeitkartenbesitz im Vergleich zu 2016 gestiegen ist.
Die Mobilitätsbefragung wurde durch die Förderrichtlinien Nahmobilität des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert und vom Planungsbüro Planersocietät durchgeführt.
Die Ergebnisse der Befragung wurden in einem Bericht zusammengefasst und können hier heruntergeladen werden.
[1] https://www.agfs-nrw.de/fileadmin/Fachthemen/Modal-Split-Erhebung/Standards_Modal_Split_240409.pdf