Die Verbraucherzentrale Troisdorf stellte ihren Jahresbericht 2020 vor und blickt auf aktuelle Themenschwerpunkte. Bürgermeister Alexander Biber zollte der Beratungsstelle Lob.
Gutscheine statt Geld für ausgefallene Veranstaltungen und Reisen. Vermeintlich schufafreie Sofortkredite, die sich als kostenpflichtige Prepaid-Kreditkarten erweisen. Online-Bestellungen, die wochenlang unterwegs sind oder gar nicht eintreffen. Und nicht zuletzt einschüchternd auftretende Inkassobüros, die Verbraucher:innen unter Druck setzen. Bei rund 3.400 Anliegen war die Verbraucherzentrale in Troisdorf im vergangenen Jahr verlässliche Ansprechpartnerin, um Verbraucherrechte durchzusetzen oder unberechtigten Forderungen einen Riegel vorzuschieben.
„Auch wenn wir wegen der Pandemie einige Wochen lang keine persönliche Beratung anbieten konnten, waren und sind wir per Telefon und E-Mail stets mit Ratsuchenden in Kontakt“, sagte Dr. Konstantin von Normann, Leiter der Beratungsstelle Troisdorf, bei der Vorstellung des Jahresberichts 2020. Vor allem Auskünfte rund um Verbraucherrechte im Lockdown waren im vergangenen Jahr stark gefragt. „Corona hat den Verbraucheralltag erheblich verändert. Der Onlinehandel hatte Hochkonjunktur und rief auch unseriöse Anbieter auf den Plan. Service und rasche Unterstützung für verunsicherte und übervorteilte Menschen standen deshalb für uns im Vordergrund.“
Von laufend aktualisierten Informationen rund um Verbraucherthemen mit Corona-Bezug auf der Internetseite der Verbraucherzentrale NRW sowie einer zentralen Hotline profitierten auch die Troisdorfer:innen „Für Menschen mit Sprachbarrieren und digital weniger affine Personen bleibt ein persönlicher Austausch aber unverzichtbar. Das gilt auch bei komplexen Rechtsproblemen oder sensiblen Finanzfragen”, erklärt Dr. Konstantin von Normann. Erfreulich ist daher, dass Troisdorf den Vertrag mit der Verbraucherzentrale verlängert hat und das Team der Beratungsstelle durch eine Stellenaufstockung um eine halbe Stelle in der Allgemeinen Verbraucherberatung verstärkt wurde.
Erfolgreich für Ansprüche von Verbraucher:innen eingesetzt
Über 1.200 Mal reichte eine kurze Antwort nicht aus, sondern die Verbraucherschützer:innen mussten sich, zumeist erfolgreich, mit einer Rechtsberatung und -vertretungen für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden einsetzen. Dabei erfolgten 28 Prozent der rechtlichen Hilfestellungen aufgrund von niedrigem Einkommen entgeltfrei (Sozialklausel).
Viele Anfragen rund ums Reisen
Angesichts von Reisewarnungen, Quarantäne- und Testpflichten, Absagen und Umbuchungen kamen Anfragen rund ums Thema Reisen in der Statistik der Beratungsstelle Troisdorf unter die Top 3. Oft beklagten Betroffene schleppende oder verweigerte Rückzahlungen von Veranstaltern bei Stornierungen sowie das Vertrösten mit Gutscheinen. „Besonders verärgerte die Menschen, wenn Anbieter auf ihre Anfragen gar nicht oder erst nach Wochen reagierten“, berichtete der Beratungsstellenleiter Dr. Konstantin von Normann.
83 Prozent der Rechtsvertretungen zu Pauschalreisen und Flugannullierungen konnten positiv abgeschlossen werden. Die Troisdorfer:innen erhielten im Schnitt eine Erstattung in Höhe von 850,00 Euro. „Dank Ihres Einsatzes wurden uns endlich die 4.400,00 Euro für die abgesagte Pauschalreise erstattet.“, so bedankte sich etwa ein älteres Troisdorfer Ehepaar.
Fallstricke im Online-Handel und Schutz vor Internet-Kriminalität
Ob gefälschte Internetseiten, Fakeshops, Pishing-Mails oder irreführende Werbung zu Sofortkrediten: „Immer wieder suchten Verbraucher:innen unseren Rat, die auf unseriöse Angebote oder gezielte Betrugsmaschen im Internet hereingefallen waren und dann mit untergeschobenen Verträgen oder mangelhaften Warenlieferungen zu kämpfen hatten“, erläuterte Beratungsstellenleiter. Dass auf ihre Kosten eingekauft oder auf ihre Namen Verträge abgeschlossen worden waren, erfuhren die Betroffenen oftmals erst, wenn sie Rechnungen erhielten, unbekannte Abbuchungen feststellten oder sogar ruppige Inkassoschreiben im Briefkasten landeten.
„Mach Dein Passwort stark!“ lautete denn auch die Botschaft einer vom Landeskriminalamt NRW initiierten Kampagne gegen Cyberkriminalität. Gemeinsam mit der Kreispolizeibehörde des Rhein-Sieg-Kreises informierte das Team der Beratungsstelle bei einer Telefonaktion über sichere Passwörter als Schlüssel gegen Datenklau und -missbrauch.
Ärger um verspätete Lieferungen
Aufgrund von Beschwerden besonders in den Blick genommen hat die Verbraucherzentrale aktuell verspätete Lieferungen im Online-Handel. So berichteten Ratsuchende aus Troisdorf von verspätet oder gar nicht gelieferten Bestellungen von Kleidung und Schuhen. „Was viele nicht wissen: Online-Shops müssen eine konkrete Lieferfrist angeben und diese auch einhalten. Nachträgliche Veränderungen der Lieferfrist aufgrund von Produktions- oder Lieferschwierigkeiten des Händlers müssen Kunde:innen nicht einfach akzeptieren“, erklärt Dr. Konstantin von Normann.
Infos und Tipps zum Müllvermeiden und zur Ressourcenschonung
Die Umweltberatung hat auch 2020 mit vielen Aktivitäten Anstöße zum nachhaltigen Konsum und zur Vermeidung von Einweg- und Verpackungsmüll gegeben. Informativ und praktisch erfuhren die Troisdorfer:innen, welche Alternativen es zu Coffee-to-go-Bechern, Styroporboxen und anderen Verpackungen für die Verpflegung unterwegs gibt. Schwerpunkt war das Thema „Wasser trinken ohne Plastikabfall“. Unter dem Motto „Bye bye bottle – Keine Einwegflaschen mehr“ wurden die Vorteile von „Kranenberger“ für Umwelt, Klima und den eigenen Geldbeutel herausgestellt.
„Sobald die Infektionslage es erlaubt, werden wir auch wieder Termine für die persönliche Beratung vereinbaren", erklärt Dr. Konstantin von Normann. „Unter strikter Einhaltung der Hygienevorgaben ist das ein wichtiger Schritt hin zum ‚normalen Verbraucheralltag‘. Auch wenn die vergangenen Monate gezeigt haben, dass die von uns angebotenen digitalen Alternativen sehr gut funktionieren und wir sie auch beibehalten werden, freuen wir uns sehr darauf, die Troisdorfer:innen wieder im persönlichen Austausch zu unterstützten.“
Infos auf www.verbraucherzentrale.nrw/troisdorf-jahresbericht2020
Hinweis: Wegen des Lockdowns berät die Verbraucherzentrale zurzeit nicht persönlich. Die Beratungsstelle Troisdorf ist jedoch telefonisch sowie über das Kontaktformular auf der Internetseite erreichbar, Tel. 02241/1495301, Mail: troisdorf@verbraucherzentrale.nrw.