Aus der Not eine Tugend machen und selbst nähen oder basteln: Die Stadt Troisdorf gibt eine kleine Broschüre mit Anleitungen zum Selbernähen oder –basteln von Mund-Nasenmasken heraus.
So können sich Bürgerinnen und Bürger mit oder ohne Nähmaschine helfen. Das Heft ist in einer Auflage von 2.000 Stück gedruckt worden und kostenlos erhältlich. Es wird an den Troisdorfer Einzelhandel, die 12 Ortsvorsteher, Arztpraxen, Banken, Krankenhäuser, Hotels, Kitas und Schulen verschickt.
Man kann es nachfolgend oder von der Webseite www.troisdorf.city herunterladen. Bestellung für den Postversand unter Tel. 02241/900-187, Mail: pressestelle@troisdorf.de. Die Hefte liegen auch in den Sprachen Englisch, Arabisch, Persisch, Portugiesisch und Türkisch vor.
Aus vielen Städten kommen Menschen nach Troisdorf, die Masken nähen wollen und das entsprechende zugeschnittene Vlies dazu abholen. In Troisdorf wurden durch Mitglieder einer Initiative mittlerweile über tausend Masken hergestellt und Material für mehr als 15.000 Masken an Einrichtungen in Troisdorf und anderen Städten verteilt, die dringend Schutzmasken benötigen. Hier ein Bericht aus Hoya bei Bremen:
Aktion Landfrauen nähen Mundschutz in der Grundschule Hoya am 18.04.2020
Von Horst Friedrichs
Hoya – Helle Kinderstimmen geben dort zu normalen Zeiten den Ton an: Doch durch Corona-Zeiten bedingt, erfüllte das Surren von Nähmaschinen einen Tag lang die von Sonnenschein durchfluteten Räume der Grundschule Hoya. Fleißige und geschickte Landfrauenhände waren es, die den mit Nadel und Faden bestückten Maschinenpark in Betrieb setzten und Atemschutzmasken am laufenden Band nähten. Auf das wichtigste Material dafür, ein ganz besonderes Vlies für den Mundschutz-Einsatz im medizinischen Bereich, war Hoyas Grundschulrektorin Sandra Philipp-Asmus zuvor in einer Fernsehsendung aufmerksam geworden. Ihre Idee reifte noch am Abend während der Sendung.
Spontan und in beherztem Einsatz schritt Sandra Philipp-Asmus am nächsten Morgen zur Tat. Eilig rief sie den Hersteller des Vlieses an, einen Maschinenbauer in Troisdorf, der seine Anlagen auf die Herstellung des lebensnotwendigen Materials umgestellt hatte. Dessen Vertrieb, so erfuhr die Hoyaer Rektorin, habe die Stadtverwaltung von Troisdorf übernommen. Rasch ermittelte Sandra Philipp-Asmus die zuständige Sachbearbeiterin im dortigen Rathaus, wurde handelseinig mit ihr und erklärte: "Ich komme noch heute. In dreieinhalb Stunden bin ich bei Ihnen."
Gesagt, getan: Pünktlich traf Sandra Philipp-Asmus mit ihrem Privat-Pkw auf dem Parkplatz beim Rathaus der zwischen Köln und Bonn gelegenen Stadt Troisdorf ein. Dort erwartete sie die Zuständige, Ulrike Hanke, Leiterin des Sozial- und Wohnungsamts, mit einem fertigen Riesenpaket. Der darin befindliche Kunststoffcontainer enthielt vorgefertigte 19 Zentimeter breite Bahnen aus dem Vlies, mit Ober- und Unterstoff umhüllt. Dazu gab es die erforderlichen Bänder und eine Anleitung für Zuschnitt und Nähen. Das Material reichte aus für 2000 Schutzmasken, die sowohl ihren Träger als auch dessen Kontaktpersonen schützen. Empfänger sollen Pflegeeinrichtungen und Arztpraxen in den Samtgemeinden Bruchhausen-Vilsen und Grafschaft Hoya sein. So viel stand fest. Aber wer sollte die Masken nähen, zumal sie ja dringend benötigt werden?
Diese Frage bewegte Sandra Philipp-Asmus, als sie nach Hoya zurückkehrte. Nichts lag näher, als ihre Vorgängerin im Amt zu kontaktieren: Anne Sophie Wasner, zugleich Bürgermeisterin der Stadt Hoya, wusste auf Anhieb Rat. "Die Landfrauen werden uns helfen", sagte sie – und behielt recht. Das Ergebnis rascher Telefongespräche zeigte sich am Sonnabendmorgen: 36 Mitglieder des Landfrauenvereins Hoya, gerüstet mit Nähmaschinen und Zubehör, trafen bei der Grundschule Hoya ein. Deren Neubau mit seinen großen Räumen eignete sich hervorragend fürs Arbeiten mit dem gebotenen Abstand.
Kerstin Gissel (Asendorf) organisierte den tatkräftigen Einsatz der Landfrauen, deren Verein das Gebiet der Samtgemeinden Bruchhausen-Vilsen und Grafschaft Hoya umfasst – zugleich das Gebiet des alten Landkreises Hoya, noch bevor dieser mit dem damaligen Landkreis Syke zusammengelegt wurde. In drei Gruppen von je zehn Näherinnen eingeteilt, machten sich die Landfrauen an ihre ehrenamtliche Arbeit. Die sechs übrigen sorgten für die Materialversorgung und unterstützten Anne Sophie Wasner beim Catering in der Mensa. Für das leibliche Wohl der Helferinnen wurde während des ganzen Einsatzes gesorgt. Zusätzlich lieferte der Lindenhof Hoya das Mittagessen.
Von der Aula im Erdgeschoss bis zum Obergeschoss des Grundschulneubaus verteilten sich die Näherinnen auf insgesamt fünf weitläufige Räume. Pflegeeinrichtungen und Arztpraxen in den beiden Samtgemeinden erhalten die Atemschutzmasken kostenlos, wie auch Sandra Philipp-Asmus das Material aus Troisdorf kostenlos erhalten hat. "Die Aktion ist mein Solidarbeitrag", sagt sie, "zumal ich als Schulleiterin einen sicheren Arbeitsplatz habe." Umso mehr sei auch der ehrenamtliche Einsatz der Näherinnen vom Landfrauenverein und der übrigen Beteiligten zu würdigen. Pflegeeinrichtungen und Arztpraxen können die am Sonnabend genähten Schutzmasken möglichst unter der E-Mail-Adresse s.philipp@sghoya-weser.de bei Sandra Philipp-Asmus anfordern.