Wer in den 60er-Jahren in Troisdorf aufgewachsen ist, erinnert sich möglicherweise noch an das ein dissonantes Glockengeläut ähnelnde nächtliche Scheppern und den Koksgeruch in der Luft. Die Mannstaedt-Werke in Friedrich-Wilhelms-Hütte arbeiteten Tag und Nacht, damals waren noch Hochöfen in Betrieb. Ein inzwischen von Bäumen überwachsener Schlackeberg, der auf Mendener Seite von der Siegbrücke aus zu sehen war, zeugt davon. Die Schlacke-Seilbahn, die nicht mehr verwertbare Abfälle aus der Herstellung über die Sieg transportierte, wurde 1972 stillgelegt und im Folgejahr verschrottet. Damals waren bei den Klöckner-Mannstaedt-Werken zeitweise bis zu 4000 Menschen tätig.
Die Mannstaedt GmbH ist bis heute – allerdings mit einer Belegschaft von 750 Köpfen – nach Reifenhäuser der bedeutendste Arbeitgeber Troisdorfs. Dabei war die „Mannstaedt“ bis zur kommunalen Neuordnung keine Troisdorferin. Sie kam erst durch die Eingemeindung des zuvor zum Amt Menden gehörenden Ortsteils Friedrich-Wilhelms-Hütte zur Stadt.
Der heute (seit 2006) zur Georgsmarienhütte Holding GmbH gehörende Betrieb ist ein Global Player. Er fertigt kundenindividuelle, warmgewalzte Stahlprofile für den Fahrzeug-, Waggon-, Container- und Schiffsbau. Die Gewichte variieren von 2 Kilogramm pro Meter bis zu 180 Kilogramm pro Meter. Die Profile erreichen Längen bis zu 24 Metern. 47 Prozent der Produktion gehen nach Deutschland, 28 Prozent an europäische Abnehmer, rund 16 Prozent nach Amerika, 9 Prozent in den Rest der Welt – vor allem nach Asien.
Mannstaedt beliefert unter anderem Toyota, John Deere (Landmaschinen), Kion (Hersteller von Gabelstaplern, Lagertechnikgeräten und Flurförderzeugen) und BPW, Wiehl (Achsen für Trailer). Die Jahresumsätze überschreiten die 200 Millionen-Euro-Marke. Im vergangenen Jahr wurden in Troisdorf rund 190 000 Tonnen Spezialprofile gefertigt.
In der Konkurrenz zu anderem Profilherstellern in China, Russland und der Türkei punkten die Mannstaedt-Werke durch eine besondere Produktvielfalt und -qualität sowie durch eine außergewöhnlich gute Termin- und Liefertreue. In Troisdorf entstehen Profile mit ausgefallenen Formen, deren Herstellung ein hohes Maß an KnowHow voraussetzen.
15 junge Menschen treten jedes Jahr in die Ausbildung bei der Mannstaedt GmbH ein. Der gute Name des Unternehmens und die teilweise bis in die Großväter-Generation zurückreichende Metaller-Traditionen in den Familien helfen bei der Nachwuchsgewinnung. Ein wichtiger Faktor ist sicherlich der gute Teamgeist, durch den sich Mannstaedt traditionell auszeichnet.
Die Mannstaedt GmbH verfügt über ein 53 Hektar großes Betriebsgelände, auf dem sich Hallen finden, deren Ursprünge teilweise die Frühzeit des 20. Jahrhunderts zurückreichen. Bereits 1825 hatte Johann-Wilhelm Windgassen hier ein Eisenwerk etabliert. Zum Großunternehmen wurde es durch Louis Mannstaedt, der 1911 mit seinen Arbeitern von Köln-Kalk an die Sieg kam. Die Warmwalzhalle, die er seinerzeit erbaute, ist noch heute im Dienst. Sechs hochmoderne Stapelroboter verweisen aber darauf, dass hier heute Produktion auf dem Stand der Technik stattfindet.
Der Standort hat Höhen und Tiefen erlebt. Bis 1990 war das Werk Teil des Klöckner-Konzerns, wurde dann von Briten übernommen. In ruhiges Fahrwasser kamen der Standort und seine Beschäftigen nach Übernahme durch die Georgsmarienhütte Holding GmbH (Osnabrück). Diese sorgte durch massive Investitionen für die Zukunftsfähigkeit des Standortes. Dazu zählen die Installation moderner Stapelroboter und moderne Laseranlagen. 2011 wurde ein Logistikzentrum eingeweiht. Modernisiert wurde auch die Steuerungselektronik der Walzstraße.
Bis heute Stadtbild-prägend sind die Kolonien in der Stadt. Mannstaedt ließ Siedlungen bauen, um Wohnraum für die Menschen, die in seinem Werk arbeiteten, zu schaffen. Für Meister und einfache Arbeiter wurde ab 1911/12 die Schwarze und die Rote Kolonie errichtet. Die Dachziegel-Farbe war namensgebend. Das Kasinoviertel war Direktoren und Ingenieuren vorbehalten. Die Kolonien wurden übrigens nach dem Vorbild der englischen Gartenstadt Letchworth errichtet.
Troisdorfs Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski: „Wie viele andere Städte haben wir auch in Troisdorf in den 70er- und 80er-Jahren einen dramatischen Konversionsprozess erlebt. Anders als in anderen Städten ist es bei der Mannstaedt jedoch gelungen, Stahl-Standort zu bleiben und Produktionsarbeit in Troisdorf zu halten. Viele auf der Hütte, aber auch auf der anderen Seite der Sieg im heutigen St. Augustiner Stadtteil Menden identifizieren sich mit dieser Tradition. Wir haben in Troisdorf viele neue Arbeitsplätze im tertiäre Sektor schaffen können – und das ist gut so. Die durch Mannstaedt, Reifenhäuser und einen Mix vieler kleiner und mittlerer Unternehmen am Ort vertretene Produktion ist und bleibt aber ein wichtiges wirtschaftliches Standbein für uns und tausende Menschen in der Stadt.“