Rund 50 Teilnehmende waren in die Aula des Gymnasiums Zum Altenforst gekommen, um den Vortrag von Kommunikationswissenschaftlerin Almut Schnerring zu hören. Organisiert hatten diesen die Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Troisdorf zusammen mit der Volkshochschule Troisdorf und Niederkassel. Almut Schnerring untersuchte mit ihrem Mann Sascha Verlan in einem Buch, wie Mädchen und Jungen, aber auch Frauen und Männern im Alltag zum Beispiel durch die Aufmachung von Konsumartikeln ein bestimmtes Rollenverhalten suggeriert wird.
Die Bonnerin machte mittels zahlreicher Bildbeispiele und Filme die Wirkungsweise von Gendermarketing deutlich. Spielzeug und Konsumartikel sind nämlich zunehmend auf ein weibliches oder männliches Publikum zugeschnitten, zum Beispiel in den Spielewelten von Lego und Playmobil und anderen Spielzeugbereichen, aber auch bei bestimmten Süßwaren oder Körperpflegeprodukten.
Spielzeughersteller stimmen ihre Produkte dabei farblich und thematisch auf die vermeintlichen Bedürfnisse von Jungen und Mädchen ab. So kommen bei Mädchen oft die Farben Pink und Violett und Pastelltönen zum Einsatz und es geht häufig um die Themen Hauseinrichtung, Pferde und Freundinnen. Spielzeug für Jungs ist oft in Blau, Grün, Gelb und Schwarz gehalten und beinhaltet häufig Fahrzeuge, Technik, Raumfahrt und abenteuerliche Welten.
Auch bei Pflegeprodukten finden sich Unterschiede zum Beispiel bei Benennungen. Bei Produkten für Mädchen und Frauen taucht immer wieder der Begriff „Prinzessin“ oder Englisch „Princess“ auf, während Pflegeprodukte für Jungen und Männer Begriffe wie „aktiv“, „frisch“ oder „sportlich“ nutzen. Gendermarketing bei Konsumartikeln für Erwachsene führte Schnerring auch am Beispiel von Grillwüsten und Marzipan vor. Auf sexistische Anspielungen in der Werbung ging sie ein.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Warenwelt und Werbung den Mädchen und Frauen zunehmend wieder ihre klassische Rolle als Hausfrau und Mutter zuschreiben und als diejenige, die für soziales Handeln zuständig ist oder auch als dem Genuss zugewandte „Prinzessin“. Jungen und Männer werden dagegen mit beruflichem Aktivsein zusammengebracht, aber auch mit den Attributen Mut, Stärke und Sportlichkeit.
Wie aber dem Einfluss von Werbung und Warenwelt entgehen? Schnerring hält für wichtig, sich die Manipulation und die damit einhergehenden Rollenklischees bewusst zu machen, dies auch mit den eigenen Kindern zu besprechen und es in Kita und Schule zu thematisieren. Auch dem eigenen Vorbild misst sie eine wichtige Rolle zu.
Nach dem Vortrag berichteten zwei junge Mütter, dass sie für ihre Kinder bewusst geschlechtsneutrale Kleidung und geschlechtsneutral gehaltenes Spielzeug kaufen, um sie in ihren Entfaltungsmöglichkeiten nicht einzuschränken. Es sei aber sehr schwierig, zum Beispiel Kleidung zu finden, die neutral gehalten ist.
Ein Zuhörer, der bei einer Betreuungseinrichtung für Schulkinder arbeitet, beschrieb, dass sich das Team bemühe in der Kommunikation mit den Kindern von Rollenfestlegungen abzusehen. „Wenn wir mit den Kindern besprechen, wie sie sich später einmal ihr Leben vorstellen, sind wir in der Wortwahl sehr vorsichtig, um sie nicht direkt auf eine bestimmte Rolle festzulegen“.