Die städtische Pressestelle veröffentlicht im Rahmen des Jubiläums 50 Jahre Troisdorf nach der Kommunalen Neuordnung 1969 in loser Folge Interviews zu Entwicklungen in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen unserer Stadt. Heute: Dr. Walter Wegener zur Entwicklung der Stadtverwaltung.
Dr. Wegener war letzter Stadtdirektor der Stadt Troisdorf vor der Abschaffung der Doppelspitze mit einem ehrenamtlichen Bürgermeister 1999. Seitdem ist der hauptamtliche Bürgermeister Vorsitzender des Stadtrats und zugleich Chef der Stadtverwaltung. Wegener war ab 1978 Jurist bei der Stadt Köln und wohnt seit 1981 in Troisdorf. 1984 kam er für die SPD in den Stadtrat. 1987 wurde er Beigeordneter, ab 1990 Erster Beigeordneter (Vertreter des Bürgermeisters) und von 1994 bis 1999 Stadtdirektor. Danach war er als Rechtsanwalt tätig.
Herr Dr. Wegener, Sie sind als letzter Troisdorfer Stadtdirektor quasi in die Stadtgeschichte eingegangen. Was war Ihnen in dieser Funktion am wichtigsten?
Wir haben uns als Stadtverwaltung Ende der 1980, Anfang der 90er Jahre auf den Weg zum effektiven bürgernahen Dienstleistungszentrum gemacht. Die Verwaltung wurde tüchtig modernisiert und für die Bürgerinnen und Bürger transparenter gemacht.
Sie müssen sich ja an die Verwaltung der Stadt wenden, in der sie wohnen, es gibt keinen richtigen Wettbewerb innerhalb der Stadt. Wir mussten also den Wettbewerb, den wir nicht haben, erfinden, indem wir uns mit anderen Kommunen vergleichen und ständig verbessern mit Blick auf Bürgerfreundlichkeit, Effektivität und Kostenbewußtsein.
Heute kommen ja auch noch Klimafreundlichkeit und die Schonung der natürlichen Ressourcen dazu. Es wurde ein Produkthaushalt aufgestellt, aus dem klar wurde, was im Einzelnen für Bürgerinnen und Bürger geleistet wird und welche Kosten dahinter stecken.
Mein Ziel war es, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Freude an ihrer Arbeit haben und die Ziele einer modernen Verwaltung verkörpern. Außerdem wurde ein sogenannter „Pool“ für junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebildet, bei denen wir Engagement und Ambitionen erkannten. Das war der Start für viele, die später Karriere und den Aufstieg in der Verwaltung bis zu Sachgebietsleitern und Amtsleitern gemacht haben.
Eine Kollegin wird jetzt sogar Dezernentin und Erste Beigeordnete, also Stellvertreterin des Bürgermeisters in der Verwaltung. Zur Zeit vollzieht sich ohnehin ein erheblicher Generationswechsel in der Verwaltung.
Als Stadtdirektor waren Sie auch für den Umzug aus dem Sieglarer Rathaus und der in der Stadt verstreuten Ämter in das zentrale Rathaus an der Kölner Straße verantwortlich. Ein Riesenvorhaben. Verlief das reibungslos?
Im Jahr 1994 kauften wir das sogenannte Doppel-Y-Haus, das Verwaltungsgebäude von HT Troplast und Dynamit Nobel für 35 Millionen DM. Das war eigentlich ein Schnäppchen. Alles andere wäre sehr viel teurer geworden. Die Arbeit war damals auf das Rathaus Sieglar und fünf Verwaltungsnebenstellen in der Stadt verteilt. Dass das alles zusammen gelegt wurde, war wichtig für die Verwaltung selbst und für die Bürgerinnen und Bürger, die eine zentrale Anlaufstelle bekamen.
Da hat die Verwaltung kurzerhand die Koffer gepackt. Na ja, ein paar Monate hat es schon gedauert. Der Umzug war ein großer Aufwand, aber der ist prima gelaufen und der hat sich gelohnt. Das lief rund. Damit und mit der Umstellung auf eine moderne EDV hat sich der damalige Leiter des Hauptamts, Norbert Becker, viele Meriten erworben. Er hat das Rathaus quasi komplett modernisiert.
Das ergab schließlich wesentliche Synergieeffekte. Es wurde ein Rathaus der kurzen Wege. Dass wir das hinbekommen haben war eine wichtige Sache für die ganze Stadt. Klar, das Gebäude ist kein architektonisches Highlight, aber es ist funktional und war sofort nach dem Einzug gut zu nutzen. Natürlich musste die Technik, vor allem Leitungen und Anschlüsse für die PCs, modernisiert werden. Das fing damals ja erst richtig an mit der Digitalisierung.
Im Foyer des Rathauses wurde damals eine Info-Theke zum ersten Empfang der Bürgerinnen und Bürger eingerichtet, damit sie sich in dem verwinkelten unübersichtlichen Gebäude zurecht finden konnten. Der Mitarbeiterin an dieser wichtigen Stelle sagte ich: Auf drei Dinge kommt es hier an: 1. freundlich sein, 2. freundlich sein und 3. …Darauf sagte die Kollegin: Ja, ich weiß, freundlich sein. Ein Teil der Verwaltung sollte ursprünglich in einen Neubau am jetzigen Kaufland, aber das wäre zu teuer geworden. Hinterher mussten wir die alten Gebäude und Räume ja auch noch verkaufen, um das alles zu finanzieren, am Schluß das Rathaus in Sieglar. Da ist ein neues Wohnquartier entstanden.
Warum haben Sie auf Wirtschaftsförderung großen Wert gelegt?
Die städtische Gesellschaft für Troisdorfer Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing Trowista haben wir Mitte der 1990er gegründet. Für den Namen haben wir einfach die ersten Buchstaben genutzt. Neben der Stadt gibt es noch weitere Gesellschafter. Aufgaben sind die Akquisition und die Betreuung von Unternehmen. Ich habe damals die Wirtschaftsförderung zur Chefsache gemacht. Arbeitsplätze mussten erhalten und gute Rahmenbedingungen für neue geschaffen werden.
Damals begann auch der Bau der Büromeile rund um den Bundesverband Flachglas an der Sieglarer Straße, Ecke Mülheimer Straße. Da ist inzwischen eine Menge Büroraum entstanden. Wolfgang Demer gründete den Verein „pro Troisdorf“ für unsere Unternehmen, der ist inzwischen eine Institution in der Stadt Troisdorf. Das war damals was Neues: Verschiedene gesellschaftliche Gruppen treffen sich, lernen sich kennen, tauschen sich aus nach dem Motto: Wir sind für die Stadt da und die Stadt für uns.
Apropos Unternehmen: Die damaligen Stadtwerke wurden grundlegend umstrukturiert.
Ja, die wurden zu einer GmbH für die Versorgung der Troisdorfer mit Strom, Gas und Wasser gemacht. Ein neues Gebäude wurde gebaut und mehrere Betriebe wurden unter dem Dach der städtischen „TroKomm“ zusammengefaßt. Dazu gehört auch das Aggua Erlebnisbad. Wir hatten früher zwei Hallenbäder, eins in Troisdorf und eins in Sieglar mit 500.000 DM Zuschuss pro Jahr. Da bot sich ein Neubau am Freibad geradezu an, um Kosten und Steuern zu sparen und etwas ganz Neues zu bieten. Das Aggua wurde 1998/99 gebaut.
Im Bereich Straßenbau und Verkehr hat sich auch einiges getan wie die Umgehungsstraße L332.
An der L 332n wird jetzt kräftig gebaut. Die Umgehung für Sieglar und Eschmar war seit Anfang der 1960er Jahre geplant, aber es gab immer wieder gerichtliche Auseinandersetzungen. In dem Zusammenhang haben wir festgestellt, dass viele Autofahrer von der Abfahrt der A59 über den Hitzbroicher Weg nach Sieglar rein fuhren. Das Gelände von der Abfahrt und an der Firma Reifenhäuser vorbei bis zur Spicher Straße gehört der Stadt.
Da habe ich Anfang der 90er Jahre gesagt: Das geben wir frei und da legen wir ein Teerband drüber, eine provisorische Straße, da stellen wir Schilder auf und geben es für den Verkehr frei. Natürlich hieß es zuerst: Das kann man so nicht machen. Aber das Provisorium besteht seit 25 Jahren. Widersprüche wurden gerichtlich abgeschmettert. Das hat funktioniert als vorübergehende Umgehung neben der geplanten Trasse der L332n.
Wir sehen Sie das Fazit der Entwicklung und Ihrer Arbeit?
Die Arbeit in der Troisdorfer Stadtverwaltung hat viel Freude gemacht. Es ist uns gelungen, wirtschaftliche Strukturprobleme, mit denen viele Städte zu kämpfen hatten, wirkungsvoll aufzufangen. Die Stadt hat sich zu einer modernen Kommune entwickelt. Inzwischen ist sie mit 77.000 Einwohnern die größte im Rhein-Sieg-Kreis mit besten Zukunftsperspektiven.