Die städtische Pressestelle veröffentlicht im Rahmen des Jubiläums 50 Jahre Troisdorf nach der Kommunalen Neuordnung 1969 in loser Folge Interviews zu Entwicklungen in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen unserer Stadt. Heute: Ein Gespräch mit CDU-Kommunalpolitiker Norbert Königshausen, vor 1969 Mitglied im Sieglarer Gemeinderat, nach 1969 im Troisdorfer Stadtrat.
Norbert Königshausen (84) begann 1952 als Lehrling bei Dynamit Nobel und blieb bei der Firma bis 1992. Später war er Vertriebsleiter für Mipolam Bodenbeläge. Seit 1961 war Königshausen für die CDU im Gemeinderat Sieglar aktiv. Im Alter von 27 Jahren begann er als jüngstes Ratsmitglied. Von 1969 bis 1994 war er Stadtverordneter im Stadtrat Troisdorf, davon 17 Jahre lang Fraktionssprecher der CDU.
Herr Königshausen, wie entwickelte sich damals 1969 die Kommunale Neuordnung in unserer Stadt?
Diskutiert wurde eine Neugliederung in unserer Region ja schon viele Jahre vorher. Ab 1967 gab es mehrere konkrete Pläne und 1969 mehrere Abstimmungen. Damals tagte ein paar Mal die sogenannte Eising-Kommission aus Vertretern des Landes, des Kreises und der Kommunen, benannt nach dem Düsseldorfer Ministerialbeamten Dr. Paul Eising.
CDU, SPD, Zentrum und FDP hatten einige Pläne mehrmals abgelehnt. Später kam die Verfügung durch das Land NRW. Die Kommunalwahl fand dann im November 1969 statt, in der Zwischenzeit musste alles geregelt werden. Die Sieglarer meinten, wir müssen viel meckern, damit wir hinterher miteinander verhandeln können. Und sie hielten lange an der Vorstellung fest, als Großgemeinde selbständig bleiben zu können.
Es gab wohl auch Zwist zwischen Troisdorf und Sieglar.
In Sieglar stand man kontrovers gegen Troisdorf. Da gab es besondere Befindlichkeiten. Man war mißtrauisch. Das ging quer durch die Parteien. Die Sieglarer hatten auch Angst, dass man ihnen was von ihrem Gemeindegebiet wegnimmt. Und dann gab es ja auch noch Vorschläge eine große Stadt zu machen aus Siegburg, Troisdorf und Sieglar, später sogar mit Teilen von St. Augustin und Niederkassel.
Sieglar war von der Fläche her viel größer als Troisdorf. Troisdorf bot dagegen wenig Raum. Da hat sich Dr. Günter Nöfer (CDU) - er war später für die Übergangszeit der vom Land Beauftragte für die Aufgaben des Bürgermeisters - dafür eingesetzt, dass Altenrath dazu kam, das eigentlich eher zu Lohmar paßte. Nöfer sagte damals: ‚Das müssen wir dabei nehmen‘ und Eising entgegnete: ‚Moment Herr Nöfer, da liegt aber noch ein Stück Sieglar dazwischen‘. Sieglar reichte weit, bis in die Wahner Heide. Das jetzige Rathaus liegt auch zur Hälfte auf Sieglarer Flurstücken.
Wie sollte denn das Zusammengehen von Sieglar und Troisdorf aussehen?
Sieglar sollte Verwaltungs- und Schulzentrum werden, Troisdorf-Mitte das Geschäftszentrum. Aber Troisdorf hatte ja auch noch sein Rathaus auf Burg Wissem. Um den Verwaltungssitz wurde gestritten und um den Namen der zukünftigen Stadt. Die Sieglarer wollten natürlich, dass sie Sieglar heißt. Aber das Land hatte schon den Namen Troisdorf in seinen Vorlagen und so kam es dann auch.
Dazu wurde ein umfangreicher Stadtentwicklungsplan erarbeitet. Das war sehr aufwändig. Damals gab es ja das neue große Rathaus Am Schirmhof in Sieglar, wo die Sitzungen stattfanden. Was man in der Ratssitzung nicht erfuhr, das erfuhr man danach beim Treffen in der Gaststätte Pompe Jupp und am übernächsten Tag in der Presse.
Wer waren die hauptsächlich handelnden Personen?
Josef Ludwig (CDU) war vor 1969 Sieglarer Bürgermeister und danach erster Bürgermeister der neuen Stadt Troisdorf, Heinz-Bernward Gerhardus erster Stadtdirektor. Er war schon seit 1963 Gemeindedirektor in Sieglar. Im ersten Stadtrat 1969 saßen meiner Erinnerung nach zwei Parteien, CDU und SPD im Sitzverhältnis 23:18. Wim Nöbel war SPD Fraktionssprecher. Er war ein zuverlässiger Politiker mit Format, der Wort gehalten hat, wenn er was zusagte.
Die nächste Kommunalwahl 1975 brachte eine knappe Mehrheit von SPD und FDP. Bürgermeister wurde Hans Jaax (SPD) und SPD Fraktionssprecher war Lothar Ruschmeier. Jaax blieb 18 Jahre lang, also bis 1993 Troisdorfer Bürgermeister. Jaax und Gerhardus, obwohl aus unterschiedlichen Parteien, haben gut und respektvoll zusammengearbeitet.
Wie sah denn damals die Stadtplanung aus?
Troisdorf-Mitte war ein fränkisches Straßendorf und hatte keinen richtigen Mittelpunkt. Da leiden wir meines Erachtens heute noch drunter. Die CDU wollte eine Fußgängerzone vom Bahnhof bis zum damaligen Hertie-Kaufhaus, die SPD plante die Fußgängerzone umfassender von der Wilhelmstraße mit den Querstraßen.
Eine große Stadt ist 1969 entstanden. Grundlage war der gelungene Wurf eines herausragenden Flächennutzungsplans, der vor ein paar Jahren aktualisiert wurde. Das war unter anderem ein Verdienst von Ersten Beigeordneten Franz Zettelmeyer, dem damaligen Planungsdezernenten. Es war das Rohkonzept für neue Wohngebiete und die Verkehrsinfrastruktur. Später entwickelte seitens der Verwaltung Ulrich Bauer als Technischer Beigeordneter und Stadtplaner die Stadt weiter. Den nannte man „Flachdach-Uli“ wegen seiner Planung der Gartenstadt Eschmar.
Die Stadtverwaltung war ja von Anfang an auf mehrere Standorte in Troisdorf, Sieglar und Oberlar verstreut.
Anfang der 1990er Jahre sollte ein zentrales größeres Rathaus gebaut werden, es sollte an die Stelle des heutigen Kaufland. Aber das wurde zu teuer und da bot sich der preisgünstigere Kauf des Bürogebäudes der DN und der Firma Hüls Troisdorf an der Kölner Straße an, wie es dann auch kam.
Ein schönes altes Rathaus wie in anderen Städten mit besonderem Charakter ist es natürlich nicht. Aber die Burg Wissem, die früher das alte Troisdorfer Rathaus war, bleibt dafür ein Juwel für Troisdorf.
Sind die Stadtteile Ihrer Meinung nach gut zusammengewachsen?
Die Stadtteile sind wirklich gut zur großen Stadt Troisdorf verbunden worden. Gleichzeitig führen sie immer noch ein Eigenleben. Du kannst Eschmarer sein, aber bist noch lange kein Eischeme, oder du wohnst in Bergheim, bist aber erst in der dritten Generation richtiger Bergheimer.
Ich finde es schade, dass heutzutage die Parteipolitik so kontrovers geführt wird. Früher gab es gemeinsame Ausflüge des Stadtrats und man sprach ausgiebig miteinander. Die Kommunalpolitik dient ja der Selbstverwaltung der Kommunen. Das ist aber parteipolitisch auseinander gegangen im Laufe der Jahrzehnte, man hat nicht mehr so viel miteinander gesprochen. Früher gab es ein Miteinander, später mehr und mehr ein Gegeneinander.