60 Hektar umfasst das Gelände des Camps Spich. Die Konversion des früheren Standortes der belgischen Streitkräfte ist eins der bedeutendsten Erfolgsprojekte in der 50-jährigen Geschichte der Stadt Troisdorf in ihrer heutigen Form. 2002 zogen die Belgier ab, die Stadt kaufte das Gelände 2004. Vier Jahre später waren alle Grundstücke verkauft. Die Unternehmensgruppe H. W. Pütz erschloss das Gelände als Gewerbepark. Prominente Unternehmen wie Harry Brot und rahm – Zentrum für Gesundheit sind dort ansässig. Und 2007 kam auch die Siemens-Tochter HSP Hochspannungsgeräte GmbH. Sie beschäftigt in ihrer Produktion sowie einer eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung rund 340 Mitarbeitende.
Die HSP entwickelt und baut Durchführungen für Hochspannungsschaltanlagen und Leistungstransformatoren. Diese werden beispielsweise in Überlandleitungen über lange Strecken in China eingesetzt – dem Hauptabsatzgebiet der Gleichstromübertragungsprodukte des Unternehmens. Die Exportquote beziffert Tilo Stein, kaufmännischer Geschäftsführer, direkt auf 50 Prozent, indirekt auf 80 Prozent. Diese Unterscheidung macht er, weil viele Produkte der HSP noch in Deutschland in Großtransformatoren und Schaltanlagen eingebaut werden, die danach ins Ausland gehen. Dies, so Stein, „ist dann ein indirekter Export“. Er führt den Betrieb gemeinsam mit Martin Betzmann, technischer Geschäftsführer.
Die zylindrischen Komponenten werden dort eingesetzt, wo Hochspannungsleitungen mit Transformatoren und anderen Anlagen verbunden werden müssen. Äußerste Qualität ist hier unabdingbar, denn ein Strom-Überschlag hätte katastrophale Folgen. In Troisdorf wird die Sicherheit der Durchführungen mit Spannungen von bis zu 2200 Kilovolt geprüft. Das liegt deutlich über den Werten im laufenden Betrieb. Entwicklung, Produktion und Qualitätssicherung in Deutschland sind ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal für die HSP: „Das Etikett Made in Germany ist für die chinesischen Kunden und andere Abnehmer weltweit ein wichtiges Qualitätssiegel“, so HSP-Geschäftsführer Tilo Stein.
Die in Troisdorf entwickelten und produzierten Durchführungen überraschen den Laien durch ihre schiere Größe, die Dimensionen bis zu einer Länge von 20 Metern erreichen kann. Das braucht entsprechend großräumige Produktionsanlagen. Für einen chinesischen Großauftrag musste 2017 auf dem HSP-Gelände im Camp Spich eigens eine 40 Meter hohe Halle gebaut werden, die zudem noch einmal 15 Meter tief in den Boden eingelassen ist.
Besuchern des Camps Spich fällt dieses massive Gebäude ins Auge. Es wurde in nur 12 Monaten errichtet, so Tilo Stein. Mit seinem Unternehmen fühlt er sich in Troisdorf sehr gut unterstützt. In einem Interview des Unternehmer-Clubs pro Troisdorf erklärte er: „Wir haben hier mit unseren Vorhaben, auch dem Hallen-Neubau, sehr schnell proaktive Hilfe vor Ort gefunden – zum Beispiel durch die Wirtschaftsförderung TROWISTA. Der Bürgermeister hat sich ebenfalls persönlich bei uns gemeldet. Ich war beeindruckt von der Geschwindigkeit, mit der uns Unternehmer-Kollegen und auch die Verwaltung mit Tipps zur Seite gestanden haben. Das habe ich in vergleichbarer Form noch nirgendwo erlebt.“
Die HSP Hochspannungsgeräte GmbH blickt auf eine bis ins Jahr 1893 zurückreichende Unternehmensgeschichte zurück. Sie war 2007 aus Köln-Porz ins neue Troisdorfer Gewerbegebiet umgezogen, weil sie auf Kölner Stadtgebiet keine Expansionsmöglichkeiten mehr sah. Der Betrieb arbeitete an bis zu sechs Tagen in der Woche im Dreischicht-System.
Für Troisdorf spricht aus Sicht von HSP-Geschäftsführer Tilo Stein auch die sehr gute „infrastrukturelle Vernetzung“: „Von hier aus ist man schnell in alle Himmelsrichtungen unterwegs.“ Ein sechsköpfiges Serviceteam ist rund um die Woche ansprechbar und international im Einsatz.
Troisdorfs Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski: „Die HSP ist ein Schmuckstück in der Kette export- und innovationsstarker Unternehmen, die wir in unserer Stadt haben. Die einstigen Konzern-Monostrukturen sind einem vitalen Mix verschiedenster Branchen gewichen. Was mir dabei besonders wichtig ist: Wir haben in den vergangenen 50 Jahren dank Unternehmen wie der HSP, aber auch durch Namen wie Reifenhäuser und Mannstaedt Produktionsarbeit in Troisdorf halten können, die mit anspruchsvoller Dienstleistung sowie Forschung und Entwicklung verknüpft ist. Damit sind wir in der Stadt zukunftssicher aufgestellt.“