Wenn Norbert Königshausen und Peter Haas vom Heimat- und Geschichtsverein sich die beiden Statuen am Eingang des Sieglarer Pfarrhauses anschauten, stellten sie fest: Bei den beiden ehrwürdigen Heiligenfiguren blätterte nicht nur die Farbe, auch die steinerne Substanz bröckelte. Da gleich nebenan eine größere Baustelle zusätzliche Einfüsse auf die beiden zu nehmen drohte, regten sie an, die beiden Figuren in Sicherheit zu bringen und durch Nachbildungen zu ersetzen.
Der Heimat- und Geschichtsverein stellte dazu die Mittel bereit. So konnten die beiden Figuren aus Bronze nachgegossen werden und stehen nun wieder – in neuem Körper – an Ort und Stelle. Die beiden steinernen Originale bekommen im Herbst einen Ehrenplatz in der Ausstellung des Heideportals auf Burg Wissem. Denn die Geschichte der beiden Figuren ist eng mit der Wahner Heide verknüpft.
Die Figuren stellen Paulus von Theben und Antonius Magnus dar und sind diesen geweiht. Beide waren frühchristliche Einsiedler, Paulus von Theben gilt sogar als der erste. Antonius der Große (lateinisch „Magnus“) wird gerne mit einem Schwein zu seinen Füßen dargestellt, da er als Schutzpatron der Schweinezüchter und Metzger gilt. Im Rheinland ist er daher auch als „Ferkes Tünn“ bekannt.
Wie kommen nun diese beiden Einsiedler-Heiligen vor das Sieglarer Pfarrhaus? Die Antwort greift weit zurück in die Stadtgeschichte: Auf dem Ravensberg, einem Hügel am Rand der heutigen Wahner Heide, befand sich bis zum Jahr 1826 eine kleine Einsiedelei (Eremitage). Für die Troisdorfer war sie zwischen dem 30-jährigen Krieg und der Besetzung des Rheinlandes durch Napoleon eine nahe Pilgerstätte.
Mit der Auflösung der Einsiedelei müssen die Steinfiguren ihren Weg nach Sieglar gefunden haben, wie genau, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren. Jedenfalls standen sie sehr lange Zeit links und rechts der Stufen zum Sieglarer Pfarrhaus. Und Dank des Heimat- und Geschichtsvereins stehen sie dort auch künftig – als Bronze-Nachgüsse.
In einer kleinen Feier segnete Pfarrer Hermann Josef Zeyen die beiden Bronzestatuen. Peter Haas informierte über die Hintergründe und der Denkmalpfleger Professor Michael Werling, der die Konservierung und Rekonstruktion fachlich betreut hat, stellte Paulus von Theben und Antonius Magnus für den Hausgebrauch vor: Man kann sie für 80 Euro pro Heiligem im Pfarramt bestellen – als Bronzeminiaturen, die nach exakt verkleinerten Modellen aus dem 3D-Drucker gegossen wurden.
Dem Heimat- und Geschichtsverein komme das Geld nicht zugute, informierte Werling – es decke gerade einmal die Herstellungskosten. Der Verein hat derzeit auch eine dringendere Sorge als Geld: Er sucht händeringend einen neuen Vorsitzenden.