Die neue Fußgängerzone wird angenomnen, Innenstadt-Erneuerung: Meinungen kurz vor dem Finale
In den Jahren 2014 bis Ende 2018 fanden in Troisdorf unter der Überschrift „Zukunfts-Initiative Troisdorf Innenstadt, ZiTi, umfassende Maßnahmen zur Erneuerung der Fußgängerzone sowie umliegender Bereiche statt. Die Ziele: Stärkung von Handel und Wirtschaft, Entwicklung des öffentlichen Raums, besseres Wohnen in der Innenstadt, Pflege des Stadtbildes, ein besseres kulturelles und soziales Zusammenleben sowie eine zukunftssichere Mobilität. 6,5 Millionen Euro investierte die Stadt Troisdorf in die Sanierung und Modernisierung ihrer in den 70er- und 80er-Jahren etablierten Fußgängerzone. Bund und Land Nordrhein-Westfalen förderten das Projekt mit 70 Prozent. Vier Bauabschnitte wurden termin- und kostengerecht abgewickelt. Die fünfte und letzte Etappe bis zur Kreuzung Hippolytusstraße ist bereits sehr weit fortgeschritten. Meinungen zum bevorstehenden Finale. Die Befragten sind ehrenamtliche Botschafter der Zukunfts-Initiative Troisdorf Innenstadt, ZiTi.
Jo Kneutgen, Architekt: „Es mag ein paar Kleinigkeiten geben, die man bekritteln könnte. Insgesamt ist das Projekt „Stadterneuerung“ sehr gelungen – kein Vergleich zum postmodernen Klein-Klein der späten 70er-Jahre. Was mir sehr gut gefällt, ist das durchgängige Konzept aus einem Guss, das den Bereich an der Stadthalle mit dem neuen Stadteingang bis herunter zum Forum Troisdorf und dem großen Stadttor verbindet. Der jüngst der Öffentlichkeit übergebene Rathausvorplatz ist ein sehr guter Schlussakkord. Man spricht hier von einem Platz der Begegnung. So lautet auch der Titel der Plastik, die dort aufgestellt worden ist. Begegnung findet nach meiner Wahrnehmung aber auch in der neuen Fußgängerzone statt: Die Menschen nehmen die neuen Stadtmöbel an und verweilen im Zentrum.
Die großzügig und barrierefrei ausgelegte Infrastruktur erlaubt problemfrei Karnevalszüge und andere Veranstaltungsformate. Ich hätte mir noch gewünscht, dass gleich eine Hochgeschwindigkeitsverkabelung fürs Internet mit verlegt worden wäre. Das kann man aber den Urhebern dieser Innenstadterneuerung nicht anlasten.
Nach meinem Eindruck hat der Impuls von öffentlicher Seite mehr Investitionen ausgelöst. Das Eckgebäude des Troisdorfer Hofes wird nach aufwändiger Sanierung von den Immobilienfachleuten der Kreissparkasse übernommen werden. Auf dem Campus von Sankt Hippolytus tut sich Großes: Die Kirche baut ein Gemeindezentrum und eine Kita. Diesen Weg sollte man rund ums erneuerte Zentrum weitergehen. Optionen bieten sich am Römerplatz und am Ursulaplatz. Neue Chancen für die Innenstadt bietet auch das wachsende Bedürfnis der Menschen nach barrierearmem oder barrierefreiem Wohnraum. Hier sollte man über die weitere Umwidmung von Gewerbeflächen in Wohnraum nachdenken. Das kann noch mehr Leben und Farbe sowie neue Chancen für Dienstleistung, Gastronomie und Gewerbe in die Innenstadt bringen. Ein architektonisch und funktional gelungener Wurf ist auch die neue Stadthalle mit Festplatz – kein Vergleich zum früheren Bürgerhaus.“
Holger Hürten, Vorstand VR-Bank Rhein-Sieg eG: „Ein Beispiel für den Sprung nach vorn, den die Erneuerung der Fußgängerzone dem Stadtzentrum gebracht hat, ist der Wilhelm-Hamacher-Platz. Mit meiner Familie gehe ich hier gern im Café Frittz essen. Die neue Fußgängerzone und ihr Stadtmobiliar laden zum Verweilen ein.
Die Überarbeitung des Zentrums hat unsere Entscheidung, die VR Bank-Filiale am Wilhelm-Hamacher-Platz beizubehalten, obwohl wir uns zusätzlich mit einer modernen Niederlassung im neuen Bahnhofs-Komplex engagieren, natürlich bestärkt. Sie hat uns zudem darin bestätigt, rund eine halbe Million Euro in die neue Filiale am Bahnhof zu investieren. Die Stadt Troisdorf hat nachhaltige Impulse auf Basis einer strategischen Planung gesetzt. Wir haben allen Grund, uns zu diesem Standort zu bekennen, an dessen weitere positive Entwicklung wir glauben. Im neuen Bahnhofs-Gebäude entsteht ein neue Hotel. Auch das wird neue Frequenz in der Innenstadt bringen – und zwar auch von außen, weil davon auszugehen ist, dass viele Besucher von Messen in Köln aufgrund der hervorragenden Infrastruktur in Troisdorf übernachten werden. Davon werden Gastronomie, Einzelhandel und auch Dienstleister vor Ort profitieren.“
Manfred Hausmann, Wirt im StadtBierhaus: „Die Fußgängerzone ist insgesamt sehr gut gelungen. Es war gut, dass die Stadt dieses Projekt angepackt hat. Natürlich ist das neue Design wie alles im Leben Geschmackssache. Generell positiv ist aber das einheitliche Bild. Positiv aus meiner Sicht ist auch die moderne Stadtmöblierung. Der vordere Bereich am Forum ist heller geworden. Insgesamt ist viel Grün integriert worden. Das Konzept ist insgesamt zukunftsfähig.
Gut ist, dass im Zuge der Zukunfts-Initiative Troisdorf Innenstadt, ZiTi, neue Formate wie der Abendmarkt eingerichtet worden sind. Das zieht die Menschen ins Zentrum zurück. Das ist wichtig, um ein Stadtzentrum am Leben zu erhalten. Gut ist in diesem Kontext auch das Hotel-Projekt am Bahnhof. Denn auch das wird neue Frequenz in die Innenstadt bringen. Der Handel ist in Troisdorf im Umbruch wie überall. Einzelhändler kämpfen mit schwindender Kaufkraft, die in Online-Kanäle abfließt. Damit auch kleinere Läden eine Chance haben, sollten die Vermieter moderate Mieten anbieten.
Ich würde mir noch mehr junge Leute in der Stadt wünschen. Dafür braucht es ein entsprechendes Wohnungsangebot zu moderaten Preisen. Mancher Altbau könnte hierfür genutzt werden.“
Bertin Blömer, Verwaltungsdirektor GFO-Kliniken Troisdorf: „Die Modernisierung der Troisdorfer Innenstadt hat – natürlich – positive Auswirkungen auch für das St. Josef-Hospital. In unserer Troisdorfer Betriebsstätte beschäftigten wir rund 800 Mitarbeitende. Diese finden beispielsweise wenige 100 Meter von ihrem Arbeitsort entfernt ein umfassendes gastronomisches und Einkaufs-Angebot in einem noch attraktiver gewordenen Umfeld. Im Zuge der Innenstadterneuerung ist am großen Stadttor die Außengastronomie erweitert worden und lädt dazu ein, die eigene Pause unter freiem Himmel zu verbringen. Das Umfeld eines Arbeitgebers ist wichtig für sein Employer-Branding.
Auch wir als GFO haben in der Zeit des Umbaus Impulse für die Innenstadt gesetzt. Im Dezember 2016 haben wir unser neues Hospiz St. Klara eröffnet. Für das kommende Jahr haben wir uns die Erneuerung unserer Notfallambulanz vorgenommen. Die Mischung aus öffentlicher und privater Initiative bestimmt die Entwicklung einer Stadt.
ZiTi kürzt den Projektnamen „Zukunfts-Initiative Troisdorf-Innenstadt“ ab. Flankiert werden die Maßnahmen zu Umbau und Neugestaltung der Fußgängerzone durch die ZiTi-Kampagne. Sie wirbt für ein neues Bewusstsein für das Troisdorfer Zentrum und seine Stärken. Sie informiert die Öffentlichkeit zudem über den Verlauf der Baumaßnahmen. Mehr dazu im Internet unter www.troisdorf.city/ZiTi.