Ausstellung im Bilderbuchmuseum:

Flüchtlingskinder malen ihre Welt

Abbildung aus „Willkommen in Deutschland“ von Patricia Thoma, Verlag Jacoby & Stuart 2016.

Bis zum 26. März 2017 ist auf Burg Wissem die Ausstellung „Willkommen in Deutschland“ zu sehen. Sie zeigt Zeichnungen von Kindern und Jugendlichen, die vor Krieg und Gewalt nach Deutschland geflüchtet waren und Schutz und Sicherheit suchen.

Laut dem Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge kamen 2015 über eine Million Flüchtlinge mit der Hoffnung auf Asyl nach Deutschland. Angesichts anhaltender Konfliktsituationen beispielsweise in Syrien werden auch weiterhin Menschen aus Krisengebieten bei uns Zuflucht suchen.

Vielfalt als Bereicherung

Wie kann man am besten mit den Menschen, die zu uns kommen, umgehen? Wie können sich gerade Kinder mit Migrationshintergrund in ihre Schulklasse, ihren Verein und unseren Alltag einfinden? Und wie können auch wir etwas über die Herkunftsländer erfahren, Gemeinsamkeiten entdecken und kulturelle Vielfalt als Bereicherung wertschätzen?

Die Berliner Künstlerin Patricia Thoma initiierte bereits vor einigen Jahren das Projekt „Eine Weltreise in Berlin“, aus dem das Buch „Willkommen in Deutschland“ im Verlag Jacoby & Stuart, 2016 entstanden ist. Kinder aus verschiedenen Ländern stellen sich und ihre Heimat vor, zumeist in Bildern - eine ‚Sprache‘, die universell verstanden wird. Die Ausstellung zeigt die Originalillustrationen der jungen Künstlerinnen und Künstler aus dem genannten Bilderbuch.

Workshops in Troisdorf

In zahlreichen Workshops erzählten und gestalteten in Troisdorf lebende Kinder und Jugendliche ebenfalls Geschichten aus ihren Herkunftsländern. Diese Ergebnisse werden im Rahmen der Ausstellung ebenfalls gezeigt. Zudem wird die Ausstellung weiter wachsen. In Projekten mit Schulklassen und im Rahmen von Wochenend-Workshops werden Kinder und Jugendliche weitere Bilder erstellen, die dann in die Ausstellung einfließen.

Zum Abschluss dieser besonderen Schau wird am 26. März 2017 auf Burg Wissem ein großes Fest der Kulturen mit internationalen Köstlichkeiten, Musik, Bastelaktionen und Märchen aus aller Welt veranstaltet. Das Projekt „Willkommen in Deutschland“ wird gefördert von der RheinEnergieStiftung Kultur und dem Verein zur Förderung der Kinderbuch-Kunst des Museums der Stadt Troisdorf e.V.

Infos unter www.bilderbuchmuseum.de.

Rede von Sozialamtsleiterin Ulrike Hanke zur Einführung in die Ausstellung:

"Der Begriff „Willkommen“ hat in Deutschland im Zuge der Zuwanderung der letzten beiden Jahre eine völlig neue Bedeutung bekommen. Bereits im Dezember 2011 mahnte der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen António Guterres, politisch Verantwortliche und die Zivilgesellschaft (Deutschlands) seien „aufgerufen, aktiv eine Willkommenskultur zu etablieren und damit die Bevölkerung für die besondere Notsituation von Flüchtlingen zu sensibilisieren.“

Allenthalben wird von dieser „Willkommenskultur“ gesprochen und da sind wir mit unserer heutigen Veranstaltung gerade richtig, hier verbinden wir Willkommen und Kultur auf eine Weise, die alle miteinander auf eine gemeinsame Ebene bringt.

Worum geht es bei dieser Ausstellung eigentlich?

Die heute auch anwesende Berliner Künstlerin Patricia Thoma hatte die Idee zu dem Projekt „Eine Weltreise in Berlin“, aus dem das Buch „Willkommen in Deutschland“ entstanden ist. An dem Projekt haben zunächst Berliner Kinder teilgenommen, über die Zeichnungen und Bilder der Kinder können wir etwas über Herkunftsländer erfahren und Gemeinsamkeiten entdecken, aber auch unterschiedliche Sprachen wahrnehmen oder die jeweiligen Sehenswürdigkeiten in ihrer Einzigartigkeit erkennen. Die Bildsprache ist allen gemeinsam und jeder kann direkt verstehen, was oder wer gemeint ist.

In Troisdorf lebende Flüchtlingskinder haben in den vergangenen Monaten an Workshops teilgenommen und ihre eigenen Werke zum gleichen Thema erstellt.  Unterstützt und begleitet wurden die Kinder dabei von den Mitarbeiterinnen des Museums und des Sozial- und Wohnungsamtes sowie ehrenamtlich engagierten Mitgliedern des Netzwerkes Integration der Stadt Troisdorf, denen ich an dieser Stelle für ihr Engagement und die investierte Zeit herzlich danke.  Durch die noch im Verlaufe der Ausstellungszeit weitergeführten Workshops ist das eine wachsende, lebende und sich immer wieder verändernde Ausstellung.

Was stellen wir nun fest, wenn wir uns mit den Bildern beschäftigen?

Mir kam direkt der Begriff Heimat in den Sinn. Heimat ist da, wo meine Familie ist, wo ich die Sprache verstehe, wo ich mich zuhause und anerkannt fühle. Was bringt Menschen dazu, ihre angestammte Heimat aufzugeben und sich eine neue zu suchen? Und kann der Ort des Ankommens und vielleicht auch des Willkommens überhaupt eine neue Heimat sein? Was macht diesen Ort zu meiner neuen Heimat?

Die Kinder, die teilweise mit ihren Familien hier leben, erzählen uns nun in der auch für uns zu verstehenden Bildsprache von ihrem Zuhause, dass sie aufgegeben haben, aber vielleicht auch schon von dem neuen Zuhause, das sie hier gefunden haben.

Heimat entsteht in einem neuen Zuhause aber erst, wenn wir „Wurzeln schlagen“ können, wenn wir mit unseren Eigenheiten angenommen werden und uns Wertschätzung und Anerkennung entgegengebracht wird und natürlich, wenn uns ein Ort mit seinen neu kennengelernten Menschen ans Herz wächst.

Ich möchte Sie daher zunächst einladen, die Bilder auf sich wirken zu lassen und zu schauen, was Ihnen ans Herz wächst und Ihnen dadurch ermöglicht, Ihnen auch die Menschen hinter den Bildern ans Herz wachsen zu lassen. Dann können auch unsere neuen Nachbarn und insbesondere die Kinder in und mit Troisdorf Wurzeln schlagen und Heimat finden.

Und wenn wir nun schon beim Einladen sind, dann möchte ich Sie auch noch herzlich einladen,  am 26. März dabei zu sein, wenn wir den Abschluss der gesamten mit dieser Ausstellung zusammenhängenden Aktionen mit einem großen Fest der Kulturen gemeinsam feiern werden."

 

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