In naher Zukunft schließt Barbara Vogel ihren Wäsche- und Miederladen in der Hippolytusstraße. Damit geht ein mehr als 110-jähriges Stück Troisdorfer Einzelhandelsgeschichte zu Ende. Seit 1959 – da war die heutige Inhaberin sechs Jahre alt – befindet sich das Geschäft am heutigen Standort.
Alles hatte am 3. Oktober 1905 begonnen. Der Berliner Karl Schneider eröffnete an der Ecke Kölner Straße/Wilhelmstraße das Textilhaus Karl Schneider. Er war als Handelsvertreter in Sachen Textilien immer wieder auch nach Troisdorf gekommen. „Die Ware wurde damals per Bahnkurier in Deutschland verschickt“, so Barbara Vogel. Karl Schneider erkannte ihren Worten nach das Potenzial der aufstrebenden Industriestadt, die damals bereits ein bedeutender Bahnknotenpunkt war, und entschloss sich, hier Wurzeln zu schlagen. Der Gründer starb 1928, seine Witwe Martha betrieb das Geschäft mit ihren beiden Söhnen weiter. „Die Leute nannten es einfach nur Schneiders Eck“, so Barbara Vogel.
Und wie wurde aus dem Textilhaus Schneider Wäsche und Mieder Vogel? „Meine Mutter Margarete war in erster Ehe mit Karl Heinz Schneider verheiratet, einem der beiden Söhne der Firmengründer Martha und Karl Schneider. Barbara Vogel bewahrt bis heute alte Zeitungsmeldungen aus den 20er- und 30er-Jahren auf. Demnach gewann Wilhelm Schneider von der Firma „Witwe Karl Schneider“ an einem 22. Februar in den 20er-Jahren den Schaufensterwettbewerb im „diesjährigen Reichs-Berufs-Wettkampf ... für die jungen Kaufleute und Verkäuferinnen“.
Beide Söhne der Firmengründer Martha und Karl Schneider fielen im zweiten Weltkrieg, und damit auch der erste Mann der Mutter von Barbara Vogel. Sie heiratete nach dem Krieg neu: Bräutigam und Vater der heutigen Landinhaberin war Franz Vogel. Seither firmierte man unter Vogel. „1959 zogen wir vom Schneiders Eck an unseren heutigen Standort in die Hippolytusstraße und kauften das Haus, in dem sich zuvor das Ladenlokal des Juweliers Dölling befunden hatte“, so Barbara Vogel. Sie war zum Zeitpunkt des Umzuges sechs Jahre alt. „Der Laden war mein Spielplatz, und später auch der Ort, an dem ich meine Einzelhandelsausbildung absolvierte.“ Zum 1. Juli 1992 übernahm sie das Geschäft von Mutter Margarete, Jahrgang 1913, und spezialisierte sich auf Miederwaren und Dessous.
Mit dem Betrieb, den die Mutter zuletzt nur noch „hobbymäßig“ betrieben hatte, ging es im Anschluss ständig aufwärts. Viele Kundinnen kamen von auswärts. Sie schätzten, dass sie die Ware ausführlich anprobieren und sich im Laden auch gleich anpassen lassen konnten.
„Nach 64 Jahren hinter der Theke“ tritt Barbara Vogel nun ihren Ruhestand an. „Ich möchte nach langen Jahren mit 60-Stunden-Arbeitswoche mehr Freizeit für mich.“ Das Haus, in dem sich ihr Laden befindet, hatte sie bereits im Jahr 2016 verkauft. „Ich hatte mit einer Wohnung in Köln geliebäugelt, mich dann aber doch für Troisdorf entschieden.“ Sie wird in ihrer Branchen weiterhin beratend tätig sein.
„Die Ecke Kölner Straße/Hippolytusstraße war früher der Mittelpunkt des Einzelhandels in Troisdorf, erinnert sie sich. Namen wie das Textilhaus Ohms (dort steht heute das StadtBierhaus), das Pelzatelier Legermann, ein Fischladen, Zigarren Becker, Orfgen scheinen in ihrer Erinnerung auf. Anlaufpunkt für die Pänz der Einzelhändler im Kiez war auch die Drogerie Hammerstein. Ruhiger war es in der Hippolytusstraße geworden, als Ende der 60er-Jahre das Kaufhaus Hertie aufmachte. „Da verlagerte sich der Einzelhandelssschwerpunkt stärker in Richtung Ursulaplatz.“ Auch das ist inzwischen längst Einzelhandelsgeschichte in Troisdorf.
ZiTi kürzt den Projektnamen „Zukunfts-Initiative Troisdorf-Innenstadt“ ab. Flankiert werden die Maßnahmen zu Umbau und Neugestaltung der Fußgängerzone durch die ZiTi-Kampagne. Sie wirbt für ein neues Bewusstsein für das Troisdorfer Zentrum und seine Stärken. Sie informiert die Öffentlichkeit zudem über den Verlauf der Baumaßnahmen. Mehr dazu im Internet unter www.troisdorf.city/ZiTi