Von seinem Reihenhaus in Troisdorf-Spich aus hat er zusammen mit seiner Frau Christel zahllose Rettungs- und Hilfsaktionen in aller Welt organisiert: Dr. Rupert Neudeck ist im Alter von 77 Jahren gestorben.
Der Journalist war Mitgründer des Hilfskomitees Cap Anamur, durch das ab 1979 über 10.000 flüchtende Vietnamesen vor dem sicheren Tod gerettet worden waren. Sie waren als sogenannte „boat people“ in kleinen überfüllten Booten auf dem Südchinesischen Meer unterwegs. Neudeck wurde zum „Menschenfischer“. In Troisdorf steht eines der Original-Boote, aus dem 1982 vietnamesische Flüchtlinge gerettet worden waren.
Das Komitee war „Feuerwehr im humanitären Dienst“. Die Stadt Troisdorf hat das Ehepaar Neudeck Anfang der 80er Jahre unterstützt und seitdem immer wieder für unterschiedliche Projekte des Hilfskomitees bzw. der von Ehepaar Neudeck 2003 gegründeten Hilfsorganisation „Grünhelme“ geworben, um Spendengelder zu sammeln.
Damit wurden weltweit, nach Kriegen und Katastrophen, schnell und unbürokratisch Hilfseinsätze und Wiederaufbau organisiert. Neudeck hat sich 2009 in das Goldene Buch der Stadt Troisdorf eingetragen. Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski erklärt zum Tode Neudecks:
„Troisdorf trauert um einen herausragenden und verdienten Bürger unserer Stadt. In der ganzen Welt hat sich Rupert Neudeck für soziales und gewaltfreies Miteinander, für Menschlichkeit und Gerechtigkeit eingesetzt. Mit Mut, Hingabe und vielen Ideen hat er unverweilt und in großartiger Weise viele flexible Hilfsaktionen ins Leben gerufen.
Bescheidenheit und Humor
Dabei halfen ihm sicher sein Durchsetzungsvermögen, sein Rückhalt in der Familie, aber auch seine Bescheidenheit und nicht zuletzt sein Humor. Von den Troisdorferinnen und Troisdorfern wurde er bei vielen Vorhaben tatkräftig und mit Spenden unterstützt.
Rupert Neudeck wollte nicht schweigen und er hat Unrecht auch als solches benannt. Er war ein Botschafter der Humanität, der sich unermüdlich für eine bessere Welt und die Menschenrechte einsetzte. Rupert Neudeck wird Teil unserer persönlichen Erinnerung und der Troisdorfer Stadtgeschichte bleiben. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie“.
Tag der 1000 Stühle
Eines der Vorhaben in Troisdorf, die durch Neudeck angeregt worden waren, waren Spendensammlungen durch Troisdorfer Schülerinnen und Schüler 2004 für Kinder in Afghanistan. Beispiel Grundschule Blücherstraße: Die Schüler führten ein gelungenes Rollenspiel über „Schule in Deutschland – Schule in Afghanistan“ vor und es wurden bei den Zuschauern eifrig Spenden gesammelt.
Die Erlöse der unterschiedlichen Sammelaktionen an den Schulen und während einer eintägigen Sammelaktion in der Fußgängerzone, bei der 1000 Stühle aneinander gereiht worden waren, sind an den Verein „Grünhelme“ zum Aufbau einer Schule in Haustsche in Afghanistan geflossen. Sie heißt seitdem „Troisdorf-Schule“. Dazu sind 45.000 Euro gespendet worden. Auch die Städtepatenschaft mit Mushtisht im Kosovo wurde, nach dem dortigen Bürgerkrieg, von Rupert Neudeck mit Nachdruck angeregt.