Nach einem sogenannten Interessenbekundungsverfahren und nach Gesprächen mit den Leiterinnen der 27 städtischen Kindertagesstätten, dem Personalrat der Stadt sowie dem Jugendamtselternbeirat wird die Stadtverwaltung dem Jugendhilfeausschuss des Stadtrats vorschlagen, vier der 27 Kitas in einem langfristigen Verfahren an freie Träger zu übergeben. 16 freie Träger der Jugendhilfe hatten ihr Interesse bezeugt.
„Troisdorf hat die meisten städtischen Kitas im Rhein-Sieg-Kreis. Die Übertragung von vier Einrichtungen an freie Träger hat rein sachliche Gründe. Da geht es um mehr Trägervielfalt, natürlich um wirtschaftliche Überlegungen, um ausgewogene Vorschläge und darum, dass in jedem Stadtteil mindestens noch eine städtische Kita zur Verfügung stehen wird“, erklärte der zuständige Dezernent, Erster Beigeordneter Heinz Eschbach.
Ihm sei es wichtig, dass es in Troisdorf keine „Discount-Kita geben werde, im Gegenteil“. Keine Erzieherin und kein Erzieher müsse als Mitarbeiter die Stadtverwaltung verlassen. „Wer bei der Stadt bleiben will, kann das auch. Wir wollen auf alle Fälle für Transparenz bei den Gehältern und den Funktionen in den Kitas sorgen. Das ganze Verfahren für die Übernahme der vier Kitas geht über einen langen Zeitraum“, unterstrich Eschbach.
Erfahrung und Qualität
Dem Jugendhilfeausschuss schlägt die Verwaltung die Übernahme der städtischen Kindertagesstätten Kita Moosbeerenweg und Kita Heidenaustraße in Spich, der Kita Am Burghof und des Familienzentrums Kita Am Wasserwerk durch freie Träger der Jugendhilfe im Rahmen eines erweiterten Interessenbekundungsverfahrens vor.
Als Grundlage für die Auswahl von geeigneten Trägern liegt eine Bewertungsmatrix mit den Kriterien Wirtschaftlichkeit (25 %), Kita-Management (25 %) sowie Pädagogische Qualität (50 %) vor. Die Berücksichtigung der Bewerber wird grundsätzlich an die Anerkennung als freier Träger der Jugendhilfe geknüpft.
Außerdem müssen konkrete Erfahrungen im Bereich der Förderung von Kindern in Kindertageseinrichtungen gemäß dem Kinderbildungsgesetz (KiBiz) im Bereich des Landschaftsverbandes Rheinland vorliegen, die Bereitschaft zur Kooperation mit den anderen in Troisdorf vorhandenen Kitas bei der bedarfsgerechten Belegung der Plätze sowie an die Bereitschaft, die Aufnahmekriterien bedarfsorientiert und überkonfessionell zu gestalten sowie das Angebot der Kindertageseinrichtung den Ergebnissen der städtischen Jugendhilfeplanung entsprechend fortzuschreiben.
Die Übernahmen werden nicht hopplahopp, sondern in einem Übergangszeitraum von vier Jahren vonstatten gehen, frühester Start am 1. August 2017. „Für die Mitarbeiter und für die Eltern wird damit ein höchstmögliches Maß an Orientierung, Beratung und Begleitung gewährleistet“, betonte Dezernent Heinz Eschbach.
Arbeitsgruppe prüft Angebote
Eine Arbeitsgruppe soll die konkreten Rückmeldungen der freien Träger auf das zweite Interessenbekundungsverfahren prüfen. Der Arbeitsgruppe sollen jeweils ein Vertreter der Fraktionen CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke, ein Vertreter der freien Träger aus dem Jugendhilfeausschuss, ein Vertreter des Jugendamtselternbeirates und als beratende und moderierende Mitglieder ohne Stimmberechtigung Vertreter der Stadtverwaltung sowie ein Vertreter der zuständigen Fachberatung des Landesjugendamtes LVR als Fachaufsicht angehören.
Die Stadt wird auch zukünftig ein wichtiger Partner in dem mit allen in Troisdorf im Kita-Bereich aktiven Trägern noch zu entwickelnden, sozialraumorientierten und gesamtstädtischen Inklusionskonzept sein. Hierbei geht es nicht nur um die Inklusion von Kindern mit Behinderung, sondern um die Inklusion von allen Kindern, unabhängig davon, welcher besondere Förderbedarf beim einzelnen Kind besteht.
Zum anderen ist eine Übernahme von Kitas durch freie Träger grundsätzlich nur dann sinnvoll, wenn dies für die Stadt Troisdorf einen nachhaltig positiven wirtschaftlichen Effekt aufweist. Das Jugendamt geht von Einsparungen in Höhe von 350.000 bis 400.000 Euro pro Jahr aus. Zwei der Kitas sind städtische Immobilien, zwei werden an die freien Träger vermietet. Der Jugendhilfeausschuss wird in seiner Sitzung am 14. Juni 2016 über den Stand des Verfahrens informiert.