Eine gute Bewertung erhielt die „fahrradfreundliche“ Stadt Troisdorf bei der Umfrage zum Fahrradklima-Test 2014 des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (adfc). 260 Radlerinnen und Radler beteiligten sich daran. Beim Klimatest landete Troisdorf bundesweit in der Kategorie der Städte mit 50.000 bis 100.000 Einwohnern auf Rang 14 von 100, in NRW auf Rang 8 von 42.
Das Ergebnis erörterten Vertreter der Ortsgruppe Troisdorf des adfc mit dem Technischen Beigeordneten Helmut Wiesner und weiteren Experten der Stadtverwaltung kürzlich im Rathaus. Vom ADFC nahmen Werner Stahlhut und Walter Neuberger an dem Gedankenaustausch teil, seitens der Stadt der Leiter des Amts für Straßenbau und Verkehr, Thomas Marner, und die neue Klimaschutz-Managerin Jana Hörmann.
Troisdorf war 1989 eine der ersten fahrradfreundlichen Städte in NRW und Mitgründerin der „Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte“. Seitdem liegt der Schwerpunkt der kommunalen Verkehrspolitik in Troisdorf auf der Förderung des Radfahrens und der Nahmobilität. „Uns geht es um die Verknüpfung des Radfahrens mit den anderen Faktoren der Nahmobilität wie öffentlicher Personen-Nahverkehr und Fußgänger“, erklärte Beigeordneter Wiesner.
Mehr gegenseitige Rücksichtnahme
Dem pflichteten auch die Vertreter des adfc bei. Beide Seiten unterstrichen die Notwendigkeit gegenseitiger Rücksichtnahme im Straßenverkehr und die Förderung der Nahmobilität als Element des Natur- und Klimaschutzes. Mehr Menschen sollen das Auto öfters stehen lassen und zu Fuß gehen, mit dem Bus oder mit dem Rad fahren.
Im Klimatest lobten die Troisdorfer Radlerinnen und Radler die hohe Akzeptanz des Radfahrens im Straßenverkehr, ein hohes Sicherheitsgefühl durch gute Radwege, umsichtige Ausschilderungen und moderne Abstellanlagen. Außerdem wurde überaus positiv die Möglichkeit bewertet, Ziele in der Stadt, vor allem die City, zügig zu erreichen. Die Aussage „Bei uns macht Radfahren Spaß“ erhielt eine hohe Wertung.
Kritik wird ernst genommen
Neben der grundsätzlich positiven Bewertung von Troisdorf als fahrradfreundicher Stadt gibt es aber auch kritische Stimmen. Das geht aus den rund 90 Kommentaren von Umfrageteilnehmern hervor, die der adfc Troisdorf der Stadt anonymisiert zugänglich gemacht hat. Da ist die Rede von schlechten Fahrbahnbelägen, zu vielen Fahrraddiebstählen, Verunreinigungen auf Radwegen, unzureichendem Winterdienst, Gefahrenstellen durch unübersichtliche Kurven, Einengungen durch Pflanzenbewuchs, unbefriedigende Lösungen für den Radverkehr an Straßen- und Schienenquerungen und gefährlichen Pollern.
Die Stadt Troisdorf prüft die Hinweise gewissenhaft. Außerdem entwickelt die Stadtverwaltung einige Regelungen für den Radverkehr weiter. Systematisch werden die Freigabe von Einbahnstraßen in Gegenrichtung geprüft, zudem weitere Verknüpfungen der Elemente der Nahmobilität an bestimmten Standorten und die Durchlässigkeit von Sackgassen für Fußgänger und Radfahrer.
Schwachstellen werden überprüft
Amtsleiter Thomas Marner wies darauf hin, dass zurzeit Standorte von Drängelgittern überprüft und verändert werden, damit Kinderwagen und Räder besser daran vorbei kommen. Dass Fahrradwege manchmal an Baustellen enden und nicht sicher genug an den Bauarbeiten vorbei geführt werden, will er ebenfalls rasch überprüfen lassen und bei Bedarf entsprechende Maßnahmen ergreifen.
Stadt und adfc beklagen gemeinsam, dass es an der notwendigen Rücksichtnahme der Verkehrsteilnehmer untereinander mangelt, vor allem in der Fußgängerzone und dort vor allem seitens der Radfahrer. Die Umfrageteilnehmer vermissen allgemein ausreichende behördliche Präsenz und die erforderliche Ahndung von Verstößen.
Nicht auf Radwegen parken!
Die Vertreter des adfc forderten ausdrücklich, dass Fahrradrowdytum nachhaltig entgegen zu wirken sei. Die Kontrollen des Fahrradfahrens in der Fußgängerzone, das nur zu begrenzten Zeiten und mit Blick auf die Kölner Straße als Schulweg erlaubt ist, und die konsequente Ahndung von Verstößen sollen verstärkt werden.
Auf ein besonderes Problem machten die Vertreter des adfc aufmerksam: das rücksichtslose und verbotene Parken auf Radwegen und den auf der Straße markierten Schutzstreifen für Radfahrer. Das führe vor allem auf Schulwegen zur massiven Gefährdung der Kinder und Jugendlichen, die mit ihren Rädern auf die Straße und in den fließenden Verkehr ausweichen müssen. Auch hier wird sich die Stadt verstärkt um Schwerpunktkontrollen bemühen.
Unterdessen suchen die Stadt und der adfc gemeinsam nach Möglichkeiten, für den rücksichtsvollen Umgang im Straßenverkehr zu werben, ihn bewusster zu machen und zu erhöhen.