Kurt P. Schneider, belesener Sieglarer Heimatgeschichtler und Kommunalpolitiker, führte eine VHS-Gruppe unter dem Motto „Hinter den Fassaden“ zu Höfen, Kirche und der ehemaligen Mühle in dem traditionsreichen Stadtteil. Auf der Mühle lag der Schwerpunkt der Führung, denn ihr Besitzer, Wilhelm Schlimgen, erläuterte persönlich vor Ort die über 800jährige Geschichte der Anlage
In idyllischer Umgebung erklärte Schlimgen, dass der Bau der Mühle Ende des 12. Jahrhunderts im Auftrag der Siegburger Abtei begann. Dazu sei 1190 eigens die Sieg reguliert worden. Das ehemalige Flußbett von Sieg und Agger wurde für den Bau des Mühlengrabens und damit für den Betrieb der Sieglarer und der Eschmarer Mühlen genutzt. Der „Schirmhof“ und die Sieglarer Mühle waren Besitzungen der Abtei und verpachtet.
Erst während der Säkularisation unter Napoleon ging 1803 der kirchliche in staatlichen Domänenbesitz über. Nach mehreren Besitzerwechseln kaufte Wilhelm Schlimgen, Großvater des heutigen Besitzers, 1919 die Mühle, die bis 1986 in Betrieb war. Zur Mühlenanlage unter Denkmalschutz gehört das 1879 errichtete Herrenhaus des Müllers, das hohe Mühlen- und Speichergebäude (heute 28 Wohnungen) und die ehemalige Ölmühle mit Remise.
Der anschauliche Rundgang durch das historische Sieglar führte über Mühlenstraße und Meindorfer Straße zur Pfarrkirche St. Johannes „vor dem lateinischen Tor“ mit romanischem Kirchturm aus dem 11. Jahrhundert sowie klassizistischem Mittelschiff und neugotischem Querschiff aus dem 19. Jahrhundert. Auf dem Friedhof an der Kirche wurde bis 1891 bestattet.