Sehr gut besucht war der Tag der offenen Tür zur Einweihung des Neubaus auf Burg Wissem. Die Burganlage ist umgebaut und zu einem komplexen Kulturzentrum mit mehreren Elementen weiter entwickelt worden: die Regionale2010-Projekte Portal Wahner Heide/Königsforst und der Lernort für KennenLernenUmwelt, das neue Museum für Stadt- und Industriegeschichte, Trauzimmer, Touristen-Info, Kreativ Werkstatt und eine erweiterte Gastronomie ergänzen nun das bisherige Bilderbuch-Museum.
Der sogenannte „Westflügel“ und der Hof der Burg Wissem wurden unter anderem mit Fördermitteln der Regionale2010 baulich stark verändert und modernisiert. Es wurde kräftig in die historische Anlage investiert, um sie als Informations- und Lernort umzubauen und zeitgemäß einzurichten.
Kultur und Natur verbunden
„Der Umbau verbindet sorgfältig Alt und Neu, Vergangenheit und Gegenwart, Kultur und Natur. Die Elemente ergänzen sich harmonisch und auf attraktive Weise. Die Burg wirkt noch einladender als zuvor mit mannigfaltigen Angeboten, alles erscheint jetzt aus einem Guss“, freute sich Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski bei der Eröffnung.
Um erste Pläne für die Umgestaltung der Burganlage zu erhalten, hatte die Stadt Troisdorf einen Ideenwettbewerb ausgeschrieben. Elf Architekturbüros hatten Entwürfe eingereicht, aus denen fünf sehr unterschiedliche Pläne ausgewählt worden sind. Den 1. Preis erhielt der Entwurf des Kölner Architekturbüros von Prof. i.V. Martin Schneider und Prof. Annette Hillebrandt BDA, der sich durch einen behutsamen Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz auszeichnet. Baubeginn war Ende 2009, das Richtfest fand im Juli 2010 statt.
Die Gesamtbaukosten einschließlich Architektenwettbewerb, Kosten für den Umbau der Remise, die Gestaltung der Außenanlagen, Photovoltaik-Anlagen, Zwischenunterbringungen und Öffentlichkeitsarbeit belaufen sich auf 7,2 Mio. Euro, die zum Teil durch Städtebauförderungsmittel finanziert werden. Hinzu kommen die Einrichtungskosten für Ausstellung und Mobiliar in Höhe von 1,05 Mio. Euro. Die Kosten für das Tor zur Wahner Heide/Königsforst wird durch die Bundesstiftung Umwelt (86.000 Euro) und die NRW-Stiftung (75.000 Euro) gefördert.
Außergewöhnliche Elemente
Einzigartig in Europa war bereits das Museum Burg Wissem mit seinen Bilderbuch-Sammlungen, Original-Illustrationen, Kunstausstellungen und Veranstaltungen. Einzigartig in unserer Region wird die Verbindung dieses Museums mit folgenden zusätzlichen außergewöhnlichen Elementen sein:
- Museum für Stadt- und Industriegeschichte Troisdorf
- Portal zum Nationalen Naturerbe Wahner Heide und Königsforst
- Außerschulischer Lernort des Regionale 2010-Projekts KennenLernenUmwelt
- Neues Trauzimmer und weitere Räume des Standesamts
- Historische Remise als Ausstellungs- und Veranstaltungsort
- Veranstaltungsorte von Burghof und Burgwiese
- Burgpark mit Wildgehege und Erfahrungsfeld der Sinne
- Tourismus-Information
- Räume des Vereins Kreativ Werkstatt Troisdorf e.V.
- Gastronomie mit Café-Restaurant Gutzeit
- Öffentlicher Kinderspielplatz
Im Herrenhaus der Burg wird zudem ein Aufzug eingebaut und die Freitreppe wird neu gestaltet, um den Zugang barrierefrei zu machen. Die Burg wurde auf diese Weise zu einem bemerkenswerten kulturellen und musealen Zentrum, ein Ausflugsziel für die ganze Familie. Ausgangspunkt des Umbaus ist ein angemessener Umgang mit dem baulichen Bestand und die einfühlsame Stärkung der Ensemblewirkung der Gebäude.
Erweitert wurde der Westflügel aus den 1960er Jahren auf den ehemaligen Gebäudefluchten des historischen Südflügels. So wurde das Burgtor entsprechend seiner geschichtlichen und aktuellen Bedeutung als Zugang zur Burg erneut in den Gesamtbau integriert und steht nicht mehr allein. Das Dach erhielt eine neue Form, die die Architekten aus den bestehenden und historischen Dächern heraus entwickelt haben.
Portal Wahner Heide/Königsforst
Ulrike Tesch, Leiterin des Amtes für Umwelt, Grünflächen und Friedhofswesen der Stadt Troisdorf und seit Beginn der überregionalen Initiative verantwortlich für das Troisdorfer Portal Wahner Heide, beschreibt dessen Rolle in der „Portalfamilie“ neben den drei anderen Einrichtungen in Köln, Bergisch-Gladbach und Rösrath:
„Die Besucher der Burg werden hier vor allem einen sinnlichen Zugang zu den beiden Naturschutzgebieten finden. Unter dem Motto: ‚Natur erzählt - Geschichte(n)’ gibt es eine Menge zum Hören, Sehen und Anfassen. Aber auch das Veranstaltungsprogramm rund um das Portal wird spannend und insbesondere auf Familien mit Kindern abgestimmt sein“.
Die besondere Stärke des Portals ist aber die Einbettung in das Museumsumfeld mit all seinen verschiedenen Angeboten, die es zu einem kurzweiligen und unterhaltsamen Ausflugsziel in der Region werden lassen. Dr. Joachim Abs erklärte zur Förderung des Portals durch die DBU Naturerbe GmbH – Gemeinnützige Gesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt zur Sicherung des Nationalen Naturerbes:
Sicherung des Naturerbes
„Die DBU finanziert Grundbausteine für Ausstellungen zur Wahner Heide. Die neue Ausstellung enthält nicht nur in Troisdorf, sondern auch in den drei weiteren Portalen zum Naturschutzgebiet einen gleichbleibenden Grundbaustein, den die Deutsche Bundesstiftung Umwelt mit rund 300.000 Euro finanziert hat“.
„Menschen für die Natur zu begeistern und so ein nachhaltiges Umweltbewusstsein zu fördern, ist uns als Flächeneigentümer ein wichtiges Anliegen“, betonte DBU-Generalsekretär und DBU Naturerbe Geschäftsführer Dr. Fritz Brickwedde: „Das Ausstellungsprojekt ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie sich die Kommunikation von Naturschutzzielen mit interaktivem Naturerlebnis und sanftem Regionaltourismus verbinden lässt“.
Besucher können die Besonderheiten von Wahner Heide und Königsforst über eine große, begehbare Satellitenkarte erkunden. Auf einer Deutschlandkarte bekommen sie einen Überblick über die Lage des DBU Naturerbes, das sich in neun Bundesländern auf insgesamt 46.000 Hektar erstreckt und zu dem auch große Teile der Wahner Heide gehören.
Förderung auch durch NRW-Stiftung
„Die Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege unterstützt das Forum Wahner Heide mit insgesamt 300.000 Euro dabei, die Burg Wissem in Troisdorf, das Gut Leidenhausen in Köln-Porz, den Turmhof in Rösrath und das Steinhaus in Bergisch Gladbach als Besucherportale einzurichten“, berichtete Albert Plümer, ehrenamtlicher Regionalbotschafter der NRW-Stiftung, über die Förderung.
Mit Hilfe der NRW-Stiftung können vier auf die jeweiligen Portale zugeschnittenen Ausstellungen gezeigt werden. Die für das Portal Burg Wissem konzipierte Ausstellung stellt unter dem Thema „Geschichte(n)“ die Geschichte der und aus der Wahner Heide vor. Plümer erklärte, welche Gründe für das Engagement der NRW-Stiftung eine Rolle spielten:
- Die Wahner Heide liegt in einem Ballungsraum mit drei Millionen Einwohnern und ist dadurch mit zahlreichen Nutzungsinteressen konfrontiert. Besucherlenkung und Besucherinformation sind für die Belange des Naturschutzes wichtige Instrumente für einen wirkungsvollen Schutz dieses einmaligen Naturerbes.
- Die Wahner Heide ist ein Naturschutzgebiet von europäischer Bedeutung, das mehr als 700 Tier- und Pflanzenarten der Roten Liste einen geschützten Lebensraum bietet.
- Für die neuen Portale haben sich zahlreiche Bürgerinitiativen, Naturschutzvereine und Institutionen zusammengeschlossen, die den Schutz des Nationalen Naturerbes Wahner Heide zu ihrer gemeinsamen Sache gemacht haben.
„Die Nordrhein-Westfalen-Stiftung unterstützt seit ihrer Gründung 1986 gemeinnützige Vereine, Verbände und Initiativen, die sich für den Naturschutz und die Heimat und Kulturpflege einsetzen. Rund 2.500 Projekte konnte die NRW-Stiftung bislang fördern, dazu gehört auch die Ausstattung der Wahner Heide mit Informationstafeln zur Besucherlenkung“, so Plümer weiter.
Anschauliche Stadt- und Industriegeschichte
Die Leiterin des Bilderbuch-Museums, Dr. Maria Linsmann-Dege, betonte die Rolle des Museums für Stadt- und Industriegeschichte als herausragende Einrichtung im Reigen der rheinischen Stadt- und Industriemuseen und als Faktor der Identifikation für die Troisdorfer Bevölkerung mit ihrer Stadt und den 12 Stadtteilen: „Das Museum wird mit seiner interaktiven und vermittlungsorientierten Ausrichtung ein Besuchermagnet weit über die Grenzen von Troisdorf hinaus sein“.
Mehr Raum für KennenLernenUmwelt
Für Beate von Berg, verantwortlich für den Troisdorfer Standort des interkommunalen Lernprojekts „KennenLernenUmwelt“ (KLU) und Koordinatorin des gesamten KLU-Projektes mit Sitz auf Burg Wissem, wirkt besonders das Zusammenspiel der Ausstellungsbereiche in der Burg Wissem anziehend:
„Hier entsteht ein ganz besonderer Ort, an dem sich außerschulisches Lernen quer durch alle Fächer realisieren lässt. Die Kinder können ganz unterschiedlichen Neigungen nachgehen, egal ob sie sich für Bücher, Kunst, Natur oder Technik interessieren. Die interessante Aufgabe für uns Pädagogen wird sein, die Themen miteinander zu verbinden.“ Für KLU sind drei Projekt- bzw. Unterrichtsräume vorgesehen.
Das "Tor zur Wahner Heide" wird auch architektonisch als Pendant zum vorderen Burgtor zwischen Neubau und Remise als Fuge ausgebildet, im symmetrischen Dialog der Wände der beiden Häuser, es führt hinaus in den Burgpark und weiter in die Wahner Heide.
Ausbau der touristischen Aktivitäten
Die Leiterin der städtischen Pressestelle, Bettina Plugge, freut sich über die Möglichkeiten, die die Touristen-Information künftig für die Gäste der Stadt Troisdorf bieten kann. Bisher war der Bereich Tourismus aus dem Rathaus mit betreut worden, jetzt stehen drei geschulte Mitarbeiterinnen im Wechsel für Fragen der Besucher Rede und Antwort, entwickeln touristische Programme und präsentieren die Angebote der Stadt anschaulich.
Umweltfreundliche Technologie
Zur Energiegewinnung kommt eine Sole-Wasser-Wärmepumpe zum Einsatz. Diese benötigt ca. 25% elektrische Energie und 75% Umweltwärme, die über Erdsonden aus dem Erdreich gewonnen wird. Mit dieser Technologie und den Wärmedämmmaßnahmen am Gebäude lässt sich der Energiebedarf des Gebäudes um ca. 85 % senken. Auf dem Dach des Westflügels wird eine Photovoltaikanlage zur Stromgewinnung installiert. Dadurch können 6.200 kWh/Jahr regenerativer elektrischer Energie gewonnen werden.