Ungewöhnlich ist die Gestaltung der aktuellen Ausstellung im ARThaus RAThaus: Mit Figuren in einem nachgebildeten Zimmer stellt sie Lebensgeschichten der ersten Generation der sogenannten „Gastarbeiter“ dar, die in den 60er und 70er Jahren nach Troisdorf kamen. Menschen aus Italien, Griechenland, dem damaligen Jugoslawien, aus Spanien, Portugal und der Türkei berichten über ihre Ankunft, ihre Aufnahme und ihre ersten Jahre in unserer Stadt und warum sie geblieben sind.
Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski eröffnete die Ausstellung mit Texten der Zeitzeugen, mit Fotos und Objekten. Im Auftrag des städtischen Mehrgenerationen-Hauses International sammelten Kirsten Bentlage und Sonja Fatima Bläser das Material für eine Ausstellung mit „Geschichten zwischen Lachen und Trauer“.
Im wirtschaftlichen Aufschwung der 60er Jahren suchten die Betriebe dringend Arbeiter und man glaubte, sie seien Gäste für kurze Zeit. Aber die meisten der „Gastarbeiter“ sind geblieben. Sie haben ihre Familien nachgeholt und sind Bürger unserer Stadt geworden, inzwischen in der dritten oder vierten Generation.
„Sie waren sozusagen die Pioniere der Einwanderung nach Deutschland. Und Troisdorf war Pionier bei der Anerkennung der neuen Einwohner. Schon 1971 wurde das Haus International eröffnet, ein Treffpunkt für ausländische Einwohner und ihre Vereine. 1972 wurde in unserer Stadt das erste Ausländerparlament gewählt. Das war sogar ein Modell für Deutschland. Troisdorf war also von Anfang an auf dem richtigen Weg“, berichtete Bürgermeister Jablonski.
Zahlreiche Zeitzeugen schildern ihre Erlebnisse und Probleme in der Fremde. Dabei ging es um die fremde Sprache und die fremde Kultur, provisorische Unterkünfte, die neue Arbeit und das Zurücklassen der Familie in der Heimat. Die Ausstellung macht vieles deutlich, was vergessen oder nicht beachtet schien. Sie wird als Wanderausstellung in Schulen, anderen Einrichtungen und im neuen Troisdorfer Museum für Stadt- und Industriegeschichte zu sehen sein.
„Dieser lebendige Blick in die Geschichte ist ein wichtiger Beitrag, um die Integration ausländischer Einwohner und das heutige Miteinander in unserer Stadt zu verstehen, bewusst zu machen und zu gestalten. Es ist auch ein Beitrag für die Zukunft unserer familienfreundlichen Stadt, die die Auswirkungen des demografischen Wandels, der wirtschaftlichen Veränderungen und der Änderungen auf dem Arbeitsmarkt bewältigen muss“, erklärte Bürgermeister Jablonski.
Er dankte den Ausstellungsmacherinnen Bentlage und Bläser sowie Claudia Hoffmann, Leiterin des Mehrgenerationenhauses, der Firma Weeg für den Bau der imposanten Ausstellung sowie der Firma Reifenhäuser für ihre finanzielle und tatkräftige Unterstützung.