1000 Demonstranten wehrten sich am Wochenende gegen den von der Firma Evonik geplanten Sondermüll-Tourismus in die Deponie im Spicher Wald. Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski nahm von den Demonstranten rund 8.100 Unterschriften entgegen, die in den letzten Wochen gesammelt worden waren. In seiner Ansprache betonte Jablonski die politische Komponente des Bürgerprotestes. In der vergangenen Woche hatte der Bürgermeister bereits in Begleitung von Vertretern der Ratsfraktionen und der Stadtverwaltung die Argumente der Stadt bei der Kölner Bezirksregierung vorgetragen.
Die 1986 für eine Laufzeit von 40 Jahren genehmigte Deponie für Abfälle des Standortes Troisdorf soll nach dem Willen der Firma Evonic künftig Sonderabfälle anderer Firmen aus dem gesamten Bundesgebiet und EU-weit konzerneigene Sonderabfälle lagern. Im Rahmen der erforderlichen Änderung des Planfeststellungsverfahrens hatte sich der Troisdorfer Stadtrat in seiner Dezember-Sitzung 2009 einstimmig gegen eine EU-weite Anlieferung von Sonderabfällen ausgesprochen.
Regierungspräsident Lindlar gibt dem Stadtrat nun bis zum
16. März 2010 Gelegenheit, eine vertiefende Stellungnahme vorzulegen und will auch mit der antragstellenden Firma Evonik Gespräche führen. Jablonski und die Fraktionsvertreter hoffen, neue Argumentationen in ihrer neuen Stellungnahme vertieft darstellen zu können:
„Die Stadt Troisdorf“, so Bürgermeister Jablonski weiter, „wird ihre Bedenken geltend machen und die Beachtung naturschutzrechtlicher Belange bei der Bezirksregierung einfordern.“
Gegen den Bau der Sondermülldeponie spricht die Lage zwischen den beiden bevölkerungsreichsten Stadtteilen Troisdorf-Mitte und Spich und die in naher Enterung liegende Wasserschutzzone III. Der 73-jahrige Troisdorfer Bürger Martin Lapke konnte in nur anderthalb Tagen 75 Unterschriften sammeln. Lautstark und unter dem Motto „Finger weg vom Spicher Wald“ endete die Demonstration mit der Kundgebung vor dem Rathaus. Die Gefahr des Sondermülls für die Umwelt unterstrichen die Demonstranten mit Atemmasken und Schutzanzügen. Vor allem die Tatsache, dass Müll aus ganz Europa nach Troisdorf transportiert werden soll, schlägt bei vielen Bürgern auf Unmut. „Die Deponie liegt nach der EU-Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie in einem besonders schützenswerten Gebiet. Die Anforderungen an die Umweltverträglichkeit der Deponie sind in den letzten Jahrzehnten deutlich umfangreicher“, machte Bürgermeister Jablonski seine Bedenkern geltend. Jablonski sagte den Demonstranten zu, das Ergebnis ihres bürgerschaftlichen Engagements in Form der Unterschriftenlisten an die Bezirksregierung in Köln weiterzuleiten. In seinem Begleitbrief an Regierungspräsident Lindlar heißt es: „Ich erwarte, dass Sie das überwältigende Votum und das hiermit verbundene bürgerschaftliche Engagement im Rahmen Ihrer Entscheidung berücksichtigen werden!“
Bettina Plugge