Dauerausstellung
Das Museum für Stadt- und Industriegeschichte beinhaltet eine große Dauerausstellung, die in fünf Themenbereichen die Entwicklung der Stadt Troisdorf von einer landwirtschaftlich geprägten Gemeinde zum Industriestandort darstellt. Chronologisch gegliedert beginnen die Ausstellungen mit dem Leben um 1800 und enden mit der Erfolgsgeschichte der deutschen Nachkriegsentwicklung. Textinformationen, anschauliches Bildmaterial, zahlreiche Exponate und Hörstationen lassen im Zusammenspiel ein sehr lebendiges Geschichtsbild der Stadt Troisdorf und der Region entstehen.
Ackern um 1800
Die Kriege im Gefolge der Französischen Revolution von 1789 sorgten auch im Siegkreis für Veränderungen. Die französische Verwaltung setzte erste Änderungen durch, mit dem Übergang an Preußen hielten in allen Bereichen Reformen Einzug. In Troisdorf und den umliegenden Dörfern, die später die Gemeinde und noch später die Stadt Troisdorf bilden sollten, lebten die meisten Menschen als Handwerker, Bauern oder Tagelöhner. Oft reichte die Ernte gerade, um die Münder der zahlreichen Familienmitglieder zu stopfen. Die Behausungen waren bescheiden, Hygiene nach unseren Maßstäben eher ein Fremdwort, und der übliche Eintopf wurde meistens aus einer gemeinsamen Schale gelöffelt. Einige Tagelöhner fanden Anstellung in der Alaunhütte in Spich oder halfen bei der Fertigung von Glocken bei Claren in Sieglar.
Arbeiter gesucht
Um die Mitte des 19. Jh.s änderten sich langsam die Verhältnisse. Zwar hatte Johann Wilhelm Windgassen bereits 1825 die Genehmigung zum Bau einer Eisenhütte an der Sieg erhalten, allerdings musste er erhebliche Anlaufschwierigkeiten überwinden. Erst nachdem Johann Jakob Langen die Hütte übernommen hatte, begann sie unter seinem Sohn Emil zumindest zeitweise zu florieren und bot mehr und mehr Menschen dauerhafte Arbeitsplätze. Die mussten auch versorgt werden. Gut, dass Wilhelm Mertens in Spich einen Bäckerladen übernommen hatte und bald auch Kolonialwaren anbot. Seit den 1860er Jahren röstete er Kaffee für seine Kundschaft.
Häkelspitze und Pickelhaube
Emil Langen hatte dafür gesorgt, dass Troisdorf einen Eisenbahnanschluss bekam. Das sollte sich bezahlt machen. Die 1885 gegründete Rheinisch-Westfälische-Sprengstoff-AG entschied sich nicht zuletzt deswegen, in Troisdorf eine Zündhütchenfabrik zu bauen – ein zweites expandierendes Großunternehmen siedelte sich an. Die Hütte entwickelte sich mehr und mehr zur „Pechhütte“, trotz großer Investitionen stagnierte das Geschäft. Als Retter in der Not übernahm Louis Mannstaedt das Werk und verlegte sein Unternehmen von Köln nach Troisdorf. Zahlreiche Arbeitskräfte kamen mit, für die ein umfangreiches Wohnungsbauprogramm angestoßen wurde, das bis heute das Stadtbild prägt. Vereine, Gaststätten, Ausflugslokale, Sportveranstaltungen sorgten für einen entspannten Feierabend. Die „große Politik“ unterbrach diese positive Entwicklung. Der Erste Weltkrieg verschonte auch Troisdorf nicht und forderte zahlreiche Opfer.
Gutschein über 50 Millionen
Nach dem Krieg führte das Verbot, Sprengstoffe in früherem Umfang herzustellen, dazu, dass die bereits vor dem Krieg begonnene Kunststoffproduktion in großem Umfang aufgenommen wurde. – Wegweisend für die weitere Entwicklung der Gemeinde. Zu Beginn der 1930er Jahre fusionierten die Dynamit-Actien-Gesellschaft, vorm. Alfred Nobel & Co., und die Rheinisch-Westfälische-Sprengstoff-AG. Peter Klöckner übernahm die Mannstaedt-Werke. Die Schlosserei Keller produzierte jetzt Zahnräder, Reifenhäuser beschäftigte sich noch mit Schmiedearbeiten. Langsam normalisierte sich das Leben, allerdings warf die Inflation ihren langen Schatten voraus. Der morgens ausgezahlte Lohn musste schnell ausgegeben werden, weil er mittags schon nichts mehr wert sein konnte. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 begann die Gleichschaltung auf allen Ebenen. Bürgermeister wurden aus den Ämtern gejagt. Die jüdische Bevölkerung sah sich zunehmend Schikanen ausgesetzt, ab 1942 wurde sie aus dem Siegkreis deportiert. Der Zweite Weltkrieg brachte noch mehr Not und Elend als der Erste über die Bevölkerung. Die Produktion in den Unternehmen konnte nur durch den Einsatz von Zwangsarbeitern aufrecht erhalten werden.
Wundertüte Troisdorf
Wieder wurden die Ärmel aufgekrempelt. Mit der Währungsreform und der Umstellung auf die DM-Mark begann die Erfolgsgeschichte der deutschen Nachkriegsentwicklung. Dynamit Nobel verstärkte seine Aktivitäten im Kunststoffbereich. Im Sprengstoffbereich wurde weiter geforscht, sodass nach der Entlassung aus alliierter Kontrolle zahlreiche Neuerungen auf den Markt gebracht werden konnten. Reifenhäuser verlegte sich in den Nachkriegsjahren auf die Herstellung von Maschinen für die Kunststoffverarbeitung – richtungsweisend für die weitere Entwicklung des Unternehmens. Der Kunststoffbereich erlebte nicht nur bei der Dynamit AG einen Aufschwung ohnegleichen. Weil die vorhandenen Arbeitskräfte nicht ausreichten, mussten immer mehr Gastarbeiter angeworben werden. 1952 erreichte Troisdorf endlich das Ziel, „Stadt“ zu werden. Mit der kommunalen Neuordnung von 1969 wurde sie sogar zur damals größten Stadt des Rhein-Sieg-Kreises.