Tumbleweed

Tumbleweed

Kunstwerk von Victor Bonato

Tumbleweed

„Tumbeling, Tumbeling, Tumbleweed“ lautet der Refrain eines amerikanischen Volksliedes. Thema sind die sogenannten „Buschkugeln“, die der Wüstenwind Nordamerikas aus vertrocknetem Gras formt und richtungslos über das weite Land treibt. Viktor Bonato, der für seine Skulptur den Titel „Tumbleweed“ wählte, tat dies nicht ohne Hintergedanken. Formal nimmt er Bezug zu dem fernen Naturphänomen. Inhaltlich ging er im Rahmen des Symposiums „StadtMensch – NaturLandschaft“ auf  das oftmals diskutierte Verhältnis von Mensch und Natur ein.

Im Gegensatz zu seinen früheren Werken, die Bonato in den innerstädtischen Raum integrierte, bevorzugte der Künstler für „Tumbleweed“ den Stadtpark als Aufstellungsort. Hier, hinter der Burg Wissem, zeigt sich auf einer kleinen Lichtung eine mächtige Kugel zwischen hoch aufstrebenden Buchenstämmen. Die runde Form kontrastiert auffallend mit dem senkrechten Impuls, den die umstehenden Bäume vermitteln. Doch ist es vor allem die beeindruckende Größe der Kugel, die den Blick eines jeden Spaziergängers auf sich zieht.

Mit einem Durchmesser von 6 Metern dominiert „Tumbleweed“ unverkennbar die Umgebung. Tatsächlich wirkt die Kugel gigantisch und beängstigend zugleich. So lässt die schräge Ausrichtung des umfassenden Gittergerüsts vermuten, dass die Skulptur bei einem nächsten Windstoß seitlich wegkippt und die Rollbewegung fortsetzt, in der sie hier nur für einen Moment verharrt. Dieser Eindruck eines Wegrollens verlangt, dass die Kugel Bonatos trotz ihrer erheblichen Dimensionen leicht und schwerelos wirkt. Dies gelingt dem Künstler durch die Verbindung zweier Materialien und die besondere Gestaltung seines Oeuvres.

Die Grundform der Skulptur besteht aus einem filigranen Eisenrohr-Gitterwerk. Dieses wiederholt im Kleinen wie auch im Großen immer wieder die Form des Kreises bzw. der Kugel. Kugel und Kreis gelten seit jeher als Idealformen. Mit ihrer Geschlossenheit, die keinen Anfang und kein Ende aufweist, scheinen sie vollkommen und damit von höchster ästhetischer Qualität. Symbolisch stehen Kreis- und Kugelform vor allem für das All, die Ewigkeit und die Unendlichkeit. Gerade dieser letzte Gedanke ist es, der in dem Kunstwerk Bonatos eine entscheidende Rolle spielt.

Die nahezu 90 Kubikmeter große Kugel-Hohlform ließ der Künstler mit Ästen und Zweigen aus den umliegenden Wäldern füllen. Das umschließende Eisengitterwerk scheint das Astwerk schützend zu umfassen, zwängt es zugleich aber auch in die vorgegebene Kugelform ein. Ein ambivalenter Zustand ist vor Augen geführt, der nicht auf Dauerhaftigkeit angelegt ist. Denn den Gesetzen der Natur folgend, muss das gesammelte Astwerk im Laufe der Jahre verfallen. Auch das kugelförmige Eisenkorsett wird mit der Zeit korrodieren. Der Verfall des Metalls wird im Vergleich zu dem naturhaften Prozess jedoch erheblich langsamer fortschreiten. Jahre später wird sich somit ein nahezu leeres, kugelförmiges Gittergerüst vor den Augen des Betrachters erheben. Dies wird so lange andauern, bis aus dem Humus neues Leben erwächst, Bäume und Sträucher das Skelett über- und durchwachsen und die Natur damit letztlich über den menschlichen Gestaltungswillen triumphiert. Der Betrachter wird Zeuge vom unendlichen Kreislauf des naturhaften Werdens und Vergehens, der durch die menschlich gestaltete, metallene Kreis- und Kugelformen seit langem schon bildlich inszeniert wurde.

Hier gelangen Sie zu dem Kunstwerk im Geoportal.

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