Nobel-Metamorphosen
Skulptur von Hans-Jürgen Breuste
Die Skulptur „Nobel-Metamorphosen“ von Hans-Jürgen Breuste steht auf dem gleichnamigen Platz in Troisdorf, dem Alfred-Nobel Platz.Von weitem ist schon zu erahnen, dass es sich bei Breustes Werk nicht um ein Denkmal im herkömmlichen Sinne handelt. Tatsächlich schuf der Künstler eine Skulptur, die sich kritisch mit dem Friedensnobelpreis und dem Wirken Alfred Nobels (1833-1896) auseinandersetzt.
In jedem Skulpturen-Detail ist diese Kritik Hans-Jürgen Breustes nachvollziehbar. Ein Rahmen aus Edelstahl, der glänzen würde, wäre er nicht mit graubrauner Farbe unregelmäßig übertüncht worden, könnte ein stilisiertes Tor, ein Ehrenportal, symbolisieren. Das vorhandene Tor lädt jedoch kaum dazu ein, triumphal hindurchzuschreiten. Insgesamt mutet es so baufällig an, dass der obere Querbalken augenscheinlich jeden wie ein Fallbeil erschlagen würde, der es wagen könnte, hindurchzugehen. Auch die Torfüllung hindert einen jeden Passanten. So zeigt sich im oberen Zweidrittel der Balkenöffnung eine eingehängte, transparentblaue Gitterfolie aus Kunststoff. Die Folie selbst wirkt wie von Geschossen durchlöchert; eine Zielscheibe ist in einer der oberen Ecken eingearbeitet. Zwei stählerne Querbalken schließlich verrammeln das Tor gänzlich. Ein kleiner Durchschlupf zeigt sich lediglich oberhalb zweier Särge, die die Skulptur Breustes nach unten hin verschließen. Auf einem der Särge ist die Anzahl der Kriegstoten seit 1901 verzeichnet; im gleichen Jahr wurde Henri Dunant zum ersten Friedensnobelpreisträger gekürt. Auf dem anderen Sarg befinden sich die Namen all derjenigen, die in der Nachfolge den bedeutenden Friedenspreis erhielten.
Mit seiner Materialbehandlung und seiner inhaltlichen Aussage schuf Hans-Jürgen Breuste sicherlich kein schmeichelhaftes Denkmal für Alfred Nobel. Vielmehr ist sein Werk ein Mahnmal, das von Gewalt und Unterdrückung erzählt. Für seine kritisch gesellschaftlichen Stellungnahmen war und ist Hans-Jürgen Breuste bekannt. Spätestens seit der Zerstörung seiner Heimatstadt Hannover während des Zweiten Weltkrieges, die er als Augenzeuge miterlebte, steht Breuste als Künstler und Moralist meistens auf der Seite der Verlierer. Diese Position nutzt er, um den Siegern die Opfer vor Augen zu führen. Letztere stellen sich als künstlerische Oeuvres den Betrachtern unvermittelt in den Weg. Welche Gedanken die Werke Breustes im Betrachter auslösen, interessiert den Künstler nur marginal. Denn Breuste erkennt seine künstlerische Intention nicht darin, Antworten zu geben. Vielmehr möchte er Fragen stellen. Eine dieser Fragen versteckt sich bereits im Untertitel, den Hans-Jürgen Breuste seinem denkwürdigen Mahnmal in Troisdorf verlieh: „Metamorphosen“.