Aufbruch
Skulptur von Jörg Umrath
Mit der Unterstützung des größten Konzerns der Stadt Troisdorf wurde es möglich: Dynamit Nobel schuf für den Künstler die Voraussetzung, per Sprengung die ca. 3 Meter hohen, 1 Meter breiten und 0,15 Meter dicken Stahlplatten zu durchbrechen. Doch waren bis zu diesem Schritt bereits zahlreiche Vorarbeiten notwendig. Von dem Findlingsblock, der die Stahlplatten durchdringt, musste eine Negativform in Gips abgenommen werden, um eine genaue Passform für die künstlerische Arbeit zu erhalten. Anschließend benötigte man zwei Negativformen aus Zement, an die sich die beiden Metallplatten bei der Sprengverformung anpassen konnten. Nach Aushärtung des Zements wurden die Formen zu Dynamit Nobel nach Würgendorf transportiert. Hier führte man die Sprengung mit 8 bzw. 23 Kilogramm Dynamit durch. Nach einer groben Überarbeitung der Platten vor Ort, erhielt der Stahl in der Öffentlichkeit der Fußgängerzone seinen Feinschliff .
So spektakulär der Entstehungsprozess der Stahlskulptur war, so faszinierend ist auch das Ergebnis: Ein Riesenkiesel, genauer gesagt ein Findling, hat es geschafft, zwei dicke Stahlplatten zu durchbohren. Das Werk ist eine Momentaufnahme jenes Bruchteils der Sekunde, in der dem Stein der Durchbruch gelingt. Wie eingefroren kündet er von der ungeheuren Kraft, die es ermöglichte, die Stahlplatte aufzureißen und auszubeulen. Es ist diese Kraft, die Jörg Umrath seit seiner Kindheit beeindruckt und mit der er sich künstlerisch seit geraumer Zeit beschäftigt.
So entstanden bereits im Jahr 1982 die ersten Arbeiten, die der Künstler als „Durchbrüche" bezeichnete. Thematisiert wurden abstrakte Begriffe wie „Durchdringen", „Aufbrechen", „Befreien", „in neue Räume vorstoßen", „Urgewalten-Menschgewalten". Pflanzenexperimente folgten, die zum Teil in Fotoserien dokumentiert wurden. Ziel dieser Beschäftigung war das Erfassen von Urgewalten, die in der Natur verborgen sind, denen es aber zu eigen ist, von Menschenhand Geschaffenes mit Leichtigkeit zu überwinden. Als Beispiel ist der winzige Pflanzenkeim zu nennen, der für das menschliche Auge zunächst kaum wahrnehmbar ist, sich aber dennoch stetig und schließlich auch sichtbar durch den Asphalt der Straßendecke drängt. Dieser Darstellung des Triumphes der Natur über die Technik widmet sich auch die Troisdorfer Arbeit. Jörg Umrath zufolge spiegelt die Kraft des Dynamits eine „Gestaltungskraft", die Teil der Urkraft ist. Diese Urkraft wirkt auf der gesamten Erde, im Mikrokosmos ebenso wie im Universum.
In einem weiteren, neuen Zusammenhang dient diese „Kraft" bei Jörg Umrath gleichfalls als Ausdruck eines ungebrochenen Strebens nach Freiheit. Wie die Pflanze, die sich entgegen aller widrigen Umstände immer wieder zur Sonne und zum Licht „durchschlägt", sehnt sich auch der Mensch nach dem Zustand der Freiheit. Freiheit führt zur „Frei-Setzung" kreativer Energien, die notwendig sind, um künstlerisch tätig zu sein.
Damit verbindet sich der metaphorische Befreiungsversuch der Skulptur „Durchbruch" mit der gewünschten Darstellung eines ungebrochen natürlichen Kraftpotentials. „Die Leute, die eine ähnliche Neugierde besitzen wie ich, spüren die Kraft meines Objektes unweigerlich". Dies erhofft der Künstler und vertraut selbstbewusst auf die innewohnende Aussage seiner hoch dimensionierten Skulptur, die den Betrachter optisch deutlich an den Erfahrungen des Künstlers mit der maßlosen Urkraft der Natur teilhaben lässt.
Hier gelangen Sie zu dem Kunstwerk im Geoportal.