Historisches Klassenzimmer
Das historische Klassenzimmer
Ein Schulmuseum in Troisdorf
Erinnern und Bewusstsein für die Vergangenheit schaffen in einer digitalisierten Welt, wie sie damals nicht zu denken gewesen sei.
Von der Fortbildungsschule zur berufsbildenden Schule und von der berufsbildenden Schule zum Berufskolleg – das Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises bietet eine Vielzahl an Bildungsangeboten an. Rund 2700 Schüler, davon 1100 Teilzeitschüler werden im Berufskolleg von insgesamt 140 Lehrbeauftragten betreut.
Ein Stückchen Vergangenheit in der Gegenwart zu erleben
Neben den zahlreichen Lehrangeboten findet man im Berufskolleg einen ganz besonderen Ort. Einen Raum der Erinnerungen, einen Raum, der beinahe wie eine Zeitmaschine funktioniert und alle, die diesen Raum betreten, in die Vergangenheit transportiert. Der ehemalige Studiendirektor Joachim Schmidt, der jetzt im Ruhestand ist, hat mit ganz viel Aufmerksamkeit und Liebe zum Detail ein historisches Klassenzimmer geschaffen. Es ist bemerkenswert wie viel Mühe und Arbeit hinter diesem Versuch stecken, einen Raum der Erinnerungen zu schaffen. Mit all diesen Sammlerstücken richtete Joachim Schmidt das Zimmer im originalgetreuen Flair ein. Sogar die Beleuchtung ist der damaligen Zeit angepasst. Es wurde auf jedes noch so kleine Detail geachtet. Alles soll so sein, wie es eben früher in Klassenräumen war. Erinnern ist ein ganz wichtiger Aspekt für den Initiator des Klassenzimmers. Viele junge Menschen kennen die Gegenstände, die in diesem Raum ausgestellt sind, zum Teil gar nicht oder nur noch aus Filmen. Umso spannender ist es, mit diesen Gegenständen in Berührung zu kommen und zu erfahren, welche Geschichten dahinter stecken. Eindrucksvoll dürfte dieser Raum auch für die ältere Generation sein, da man die Möglichkeit hat, in die Kindheit zurückversetzt zu werden und sich zu erinnern, wie man vielleicht noch mit einem Rechenschieber gerechnet hat oder auf einer Schreibtafel geschrieben hat. Das kann man sich heute in unserer digitalisierten Welt nur noch schwer vorstellen: „Heute zücken alle gleich ihre Smartphones, wenn eine Gleichung zu schwer wird oder wenn man etwas einfach nicht mehr weiß,“ bemerkte Joachim Schmidt.
Viel Material aus den unterschiedlichsten Bereichen, wie zum Beispiel Textilwirtschaft, Säuglingspflege, Physik, Astronomie, Friseur, Kfz usw., befinden sich in diesem Raum und jedes davon hat seinen ganz eigenen Platz in den Schaukästen und Vitrinen. Die Sammlung ist bei weitem noch nicht abgeschlossen. Ganz im Gegenteil, die Sammlung wächst und wächst. Der Raum ist ausgestattet mit vielen Plakaten, die illustrieren, wie es in unterschiedlichsten Handwerksberufen aussah. Früher hatte man die Chance, einfach mal in eine Schreinerei oder auf eine Baustelle zu gehen: „Heute ist das gar nicht mehr möglich, aufgrund der vielen Schutzvorschriften, einfach mal eine Baustelle oder eine Werkstatt auf eigene Faust zu betreten und mitzuhelfen oder sich einfach einen Einblick zu verschaffen“, erzählte Joachim Schmidt.
Das historische Klassenzimmer wird pädagogisch genutzt
Interessant ist auch, dass der Raum nicht nur als Ausstellungsraum oder „Museum“ dient, sondern dort auch tatsächlich Unterricht stattfindet. Zum einen wird der Raum als „Trainingsraum“ genutzt. Das Zimmer ist von der zweiten bis zur sechsten Stunde durchgehend mit Lehrpersonal besetzt. Benimmt sich ein Schüler im Unterricht daneben und wird rausgeschickt, wird er im Trainingsraum von einer Pädagogin oder einem Pädagogen erwartet, um konstruktiv über das eigene Fehlverhalten zu reflektieren.
Außerdem wird das Zimmer als Lehrraum genutzt. Der Unterricht, der dort stattfindet, bezieht sich ausschließlich auf das Klassenzimmer und die ausgestellten Gegenstände. Die Entwicklung des Lernens, der Medien und der Schrift sollen den Schülern näher gebracht werden.